Joram Scheftel,
der ehemalige Verteidiger von John Demjanjuk während
des Prozesses gegen ihn in Israel, bezeichnet den erneuten
Prozess gegen den mutmaßlichen ukrainischen Massenmörder
als eine "Prostitution des Holocaust" und "eine
Farce". In Israel endete der Prozess gegen Demjanjuk
wegen seiner angeblichen Verbrechen in Treblinka zunächst
mit einem Todesurteil. Doch nach einem Berufungsverfahren
wurde er 1993 freigesprochen und in die USA zurückgeschickt,
weil nicht nachgewiesen werden konnte, dass er mit "Iwan
dem Schrecklichen" identisch ist. Scheftel sagte, dass
der Staat Israel ihm einen Scheck in Höhe von 380.000
US-Dollar mitgegeben habe als Entschädigung für
die Jahre, die er in Israel im Gefängnis saß.
In der Tat drehte sich der Prozess in Jerusalem vor allem
um die Frage, ob die Identitätskarte mit einem Bild
Demjanjuks und dem Hinweis seiner Versetzung in das Vernichtungslager
Sobibor echt ist. Das konnte nicht einwandfrei nachgewiesen
werden. Scheftel bezichtigt die amerikanische Staatsanwaltschaft,
eine "Hexenjagd" gegen den gebürtigen Ukrainer
veranstaltet zu haben und Deutschland "gezwungen" zu
haben, einen Prozess gegen Demjanjuk trotz des Jerusalemer
Freispruchs in München zu starten. "Schwarz auf
Weiß hat ein amerikanisches Gericht festgestellt, dass
Demjanjuk das Opfer einer Konspiration ist", sagte Scheftel
im Knesset-Kanal des israelischen Fernsehens.
Auch in München liegt als wichtigstes Beweisstück
gegen Demjanjuk jener fragwürdige Ausweis vor. Scheftel
sagte auf Nachfrage, dass das Passfoto dem Ausweis erst später
angefügt wurde: "Das Foto hat zwei Löchlein
von Heftklammern, die den Ausweis jedoch nicht durchlöchert
haben." Weiter sagte der Anwalt: "Demjanuks Unterschrift
auf dem Ausweis hätte genauso gut von dir oder mir stammen
können." Scheftel meint, dass es keinerlei stichhaltige
schriftliche Beweise oder Zeugenaussagen gebe, wonach der
angeklagte Demjanjuk im SS-Ausbildungslager Trawniki oder
im Vernichtungslager Sobibor gewesen sei. "Wir wissen
nur, dass er zwischen 1944 und 1945 als russischer Kriegsgefangener
in Chelmno war. Was er in dieser Zeit getan hat oder wo er
sonst gewesen sein könnte, wissen wir nicht - und das
konnte bisher niemand nachweisen."
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