Der Kriegsverbrecherprozess
gegen NS-Scherge John Ivan Demjanjuk: Heute will das Gericht
weitere Zeugen vernehmen.
Spielt der 89-Jährige wieder den Todkranken im Gerichtssaal?
Schon gestern kauerte Demjanjuk noch theatralischer als
am Vortag auf einer Trage liegend.
Als der Staatsanwalt seine Anklage verliest, ist im Gerichtssaal
nur das Weinen der Holocaust-Überlebenden und Angehörigen
zu hören.
NS-Scherge John Ivan Demjanjuk (89)
schweigt weiter, die Augen geschlossen. Ohne Regung, ohne
Reue.
Tag zwei im Kriegsverbrecherprozess gegen den mutmaßlichen
Sobibor-Wachmann John Demjanjuk vor dem Landgericht München.
Es ist eine Anklage des Grauens, die Staatsanwalt Hans-Joachim
Lutz vorträgt.
Lutz ist sicher: „Als bewaffneter Wachmann in dem
Vernichtungslager hat der Angeklagte 1943 bereitwillig an
der Ermordung von mindestens 27 900 Juden mitgewirkt.
Seine Beteiligung am Vernichtungsvorgang bestand insbesondere
darin, dass er mit einem Gewehr bewaffnet das Entladen aus
den Waggons, das Entkleiden und das Hineintreiben der Opfer
in die Gaskammern begleitete.“
Der Staatsanwalt weiter: Demjanjuk habe geholfen, „aus
niedrigen Beweggründen, grausam und heimtückisch
Menschen zu töten, weil er selbst deren Tötung
aus rasseideologischen Gründen wollte. Er wusste, dass
der Zweck des Lagers die Vernichtung der dorthin transportierten
Juden war“.
Demjanjuk hätte sich äußern können
zu den schweren Vorwürfen, doch er schwieg. Stattdessen
forderte sein Anwalt die Einstellung des Verfahrens. Unter
anderem sei sein Mandant trotz angeblich schwerer Erkrankung
zwangsweise aus den USA nach Deutschland gebracht worden.
Befremdlich: Der Anwalt sprach sogar von einer „Zwangsdeportation“.
Dabei geht es Demjanjuk nach BILD-Informationen viel besser,
als er im Saal vorspielt. Außerhalb der Verhandlung
soll er mit einer Ärztin geflirtet und über seinen
kaputten Rollstuhl geschimpft haben. Zudem soll er gestern
zwei große Teller Nudeln gegessen und gesagt haben: „Das
schmeckt mir.“
Heute wird der Prozess mit der Zeugenvernehmung fortgesetzt.
bild.de
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