Dem in München
inhaftierten mutmaßlichen NS-Verbrecher John Demjanjuk
geht es nach Angaben des Gefängnis-Leiters besser als
es vor Gericht den Anschein hatte. "Er ist nicht so
schlecht beieinander, wie im Prozess zu sehen war",
sagte der Leiter der Haftanstalt München-Stadelheim,
Michael Stumpf, der "Bild"- Zeitung. Nach seinem
Infekt mit erhöhter Temperatur, der zur Absage des dritten
Verhandlungstages am Mittwoch vor einer Woche geführt
hatte, gehe es ihm besser. "Soweit ich informiert bin,
hat er sich von dem Infekt ganz gut erholt", sagte Stumpf.
Demjanjuk muss sich seit dem 30. November vor dem Landgericht
München II wegen Beihilfe zum Mord an 27.900 Juden im
Vernichtungslager Sobibor im Jahr 1943 verantworten. Der
gebürtiger Ukrainer soll damals als Hilfswilliger der
SS geholfen haben, die Menschen in Gaskammern zu töten.
Demjanjuk simuliert
"
Er ist ein gebrechlicher, kranker alter Mann, das ist keine
Frage", sagte Stumpf weiter. Demjanjuk halte gerne einmal
ein Schläfchen, sei auf seinen Rollstuhl angewiesen
und variiere zwischen Liegen und Sitzen, da ihm langes Sitzen
schwer falle. Den aus dem Gerichtssaal über die Medien
vermittelten Eindruck, dass der 89-Jährige nicht einmal
in der Lage sei, die Augen zu öffnen, habe er aber nicht
gewonnen. Demjanjuk könne sich verständigen, lese
auch Zeitschriften. "Ich habe schon den Eindruck, dass
er durchaus mitbekommt, was um ihn herum vor sich geht."
Demjanjuk hatte die ersten beiden Verhandlungstage mit geschlossenen
Augen, in Decken gehüllt und weitestgehend auf einer
Trage liegend an der Verhandlung teilgenommen. Sowohl der
zuständige Arzt als auch die Dolmetscherin betonten
aber, er folge dem Prozess. Der 89-Jährige ist seit
seiner Abschiebung aus den USA in der Krankenabteilung in
Stadelheim untergebracht und teilt eine behindertengerechte
Zelle mit einem anderen Rollstuhlfahrer.
oe24.at
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