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haben Tausende Menschenleben auf dem Gewissen: Das Simon-Wiesenthal-Zentrum
in Jerusalem hat jetzt eine neue Liste mit den zehn meistgesuchten
Nazi-Kriegsverbrechern veröffentlicht.
Erstmals steht der ehemalige ungarische Polizeioffizier
Sandor Kepiro an erster Stelle. Der heute 95-Jährige
wird beschuldigt, im Januar 1942 im serbischen Novi Sad an
der Ermordung von mehr als 1200 Zivilisten beteiligt gewesen
zu sein.
Der heute 96 Jahre alte ehemalige Polizeichef in Kroatien,
Milivoj Asner, soll aktiv bei der Verfolgung und Deportation
Hunderter Serben, Juden sowie Sinti und Roma geholfen haben.
Samuel Kunz (Deutschland) wird der Teilnahme am Massenmord
an Juden im ehemaligen deutschen Vernichtungslager Belzec
im damals besetzten Polen beschuldigt.
Der ehemalige SS-Unteroffizier Adolf Storms (Deutschland)
soll im März 1945 am Mord an 58 jüdischen Zwangsarbeitern
im Dorf Deutsch Schützen in Österreich beteiligt
gewesen zu sein.
Klaas Carl Faber (Deutschland) wurde in den Niederlanden
für den Tod von Gefangenen im Transitlager Westerbork
und dem Gefängnis von Groningen 1944 zum Tode verurteilt.
Das Urteil wurde 1948 in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt.
Flucht aus dem Gefängnis 1952.
Karoly (Charles) Zentai (Australien) nahm 1944 an der Verfolgung
und dem Mord an Juden in Budapest teil. Ungarn hat 2005 die
Auslieferung beantragt. Zentais letzter Einspruch wird derzeit
vor Gericht in Perth verhandelt.
Soeren Kam (Deutschland) wird beschuldigt, für den
Tod eines dänischen Journalisten verantwortlich zu sein.
Kam soll das Einwohnerverzeichnis der jüdischen Gemeinde
in Dänemark gestohlen und damit die Deportation dänischer
Juden in deutsche Konzentrationslager ermöglicht haben.
Dänemark hat 1999 die Ausweisung beantragt.
Peter Egner (USA) war ehemaliges Mitglied der von den Nazis
kontrollierten Sicherheitspolizei im serbischen Belgrad.
Von April 1941 bis September 1943 soll er an der Tötung
von 17 444 Juden, Kommunisten sowie Sinti und Roma beteiligt
gewesen sein. Serbien hat die Ausweisung Egners beantragt.
Algimantas Dalide (Deutschland) nahm Juden fest, die später
von den Nationalsozialisten und litauischen Kollaborateuren
getötet wurden. Von den USA ausgeliefert und in Litauen
verurteilt. Musste aber seine Haftstrafe aus „Alters-
und Gesundheitsgründen“ nicht antreten.
Michail Gorschkow (Estland) arbeitete als Dolmetscher für
die Gestapo in Weißrussland und soll an der Ermordung
von Juden in Slutzk beteiligt gewesen sein.
In einer Sonderkategorie sucht das Wiesenthal-Zentrum außerdem
nach diesen Nazi-Kriegsverbrechern:
• Alois Brunner (Syrien).Der wichtigste bislang strafrechtlich
nicht verfolgte Nazi-Kriegsverbrecher, der noch am Leben
sein könnte. Der heute 98 Jahre alte ehemalige SS-Hauptsturmführer
gilt als „rechte Hand“ Adolf Eichmanns. Als „Ingenieur
der Endlösung“ soll der Österreicher für
den Tod von etwa 130 000 Juden aus mehreren Ländern
verantwortlich sein. Zum letzten Mal 2001 gesehen.
• Aribert Heim. Nach Presseberichten soll der als „Dr.
Tod“ berüchtigte frühere KZ-Arzt bereits
1992 im Alter von 78 Jahren in Kairo gestorben sein. Das
Wiesenthal-Zentrum bezweifelt die Angaben, weil weder der
Tod bestätigt noch die sterblichen Überreste gefunden
worden sind.
Das Simon Wiesenthal Center begreift sich als jüdische
Menschenrechtsorganisation. Ihr Ziel ist es, Antisemitismus,
Hass und Terrorismus zu bekämpfen und künftigen
Generationen die Lehren aus dem Holocaust zu verdeutlichen.
Im neuen Jahresbericht wurde Deutschland für die verstärkte
juristische Aufarbeitung von NS-Kriegsverbrechen ausdrücklich
gelobt, erzielte gemeinsam mit den USA die Bestnote bei der
juristischen Verfolgung von NS-Verbrechen.
Die Bundesrepublik habe ihre Bemühungen bei der Strafverfolgung
von NS-Verbrechern in den vergangenen Jahren deutlich verstärkt,
heißt es in dem Bericht.
bild.de
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