In
seinem neuen Jahresbericht hat das Simon-Wiesenthal-Zentrum
erstmals Deutschland die Note "sehr gut" für
die strafrechtliche Verfolgung von NS-Verbrechern ausgestellt. "Es
gibt eine monumentale und höchst bedeutsame Veränderung
in der deutschen Anklagepolitik", sagte Efraim Zuroff,
der Leiter des Jerusalemer Zentrums. Mit Deutschland habe
erstmals ein zweites Land gemeinsam mit den Vereinigten Staaten
die Bestnote erhalten. Österreich bekam dagegen wegen "minimaler
Anstrengungen bei der Untersuchung von Nazi-Kriegsverbrechen" nur
ein "ausreichend".
Deutschland klagt nun auch Nicht-Deutsche NS-Verbrecher
an
"
Deutschland ist nicht perfekt, ab es tut viel mehr als es
im vergangenen Jahrzehnt getan hat", sagte er. "John
Demjanjuk wurde in München vor Gericht gestellt." Deutschland
sei jetzt auch bereit, Nicht-Deutsche strafrechtlich zu verfolgen,
was in der Vergangenheit nicht der Fall gewesen sei. Nun
würden auch Personen unterhalb des Offiziers-Dienstgrades
angeklagt. "Das eröffnet ein gewaltiges Potenzial
für neue Gerichtsfälle", sagte Zuroff.
In dem Bericht heißt es, dass seit Januar 2001 weltweit
77 mutmaßliche Nazi-Verbrecher angeklagt wurden. Nicht
das hohe Alter sei die größte Hürde für
eine Strafverfolgung, sondern in vielen Fällen der mangelnde
politische Willen.
Das Simon-Wiesenthal-Zentrum:
Das Simon-Wiesenthal-Zentrum ist mit der weltweiten Suche
nach untergetauchten Nazi-Verbrechern und Kollaborateuren
bekannt geworden. Die 1977 gegründete Menschenrechtsorganisation
hat ihren Hauptsitz in Los Angeles. Das Zentrum ist nach
dem österreichischen Juden Simon Wiesenthal (1908
bis 2005) benannt, der viele Angehörige während
des Holocaust verloren und deshalb nach dem Zweiten Weltkrieg
weltweit nach Nazi-Tätern geforscht hatte. Das Wiesenthal-Zentrum
kämpft aber auch weltweit gegen Rassismus, Anti-Semitismus,
Terrorismus und Völkermord.
Liste der meistgesuchten NS-Verbrecher
Neben dem Jahresbericht stellte das Simon-Wiesenthal-Zentrum
auch eine neue Liste mit den zehn meistgesuchten Nazi-Kriegsverbrecher
vor. Erstmals steht darauf der 95 Jahre alte Sandor Kepiro
an erster Stelle. Der ehemalige ungarische Polizeioffizier
soll an der Ermordung von mehr als 1200 Zivilisten im Januar
1942 im serbischen Novi Sad beteiligt gewesen sein.
Neu auf der Liste sind die beiden Deutschen Samuel Kunz
und Adolf Storms, an dritter und vierter Stelle. Kunz soll
am Massenmord an Juden im ehemaligen deutschen Vernichtungslager
Belzec im damals besetzten Polen beteiligt gewesen sein.
Das ehemalige SS-Mitglied Storms wird verdächtigt, an
der Tötung von 58 jüdischen Zwangsarbeitern im
März 1945 im österreichischen Dorf Deutsch Schützen
teilgenommen zu haben.
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