Neue
Liste meistgesuchter NS-Kriegsverbrecher
Jerusalem (AFP/dpa/ND). Der Leiter des Zentrums, Efraim Zuroff,
sagte der »Frankfurter Rundschau«, bis vor zwei
Jahren hätten die deutschen Strafverfolgungsbehörden
an einem »deutlichen Mangel an Enthusiasmus« gelitten.
Seitdem gebe es eine gewisse Veränderung, selbst die Initiative
zu ergreifen. In München muss sich derzeit der mutmaßliche
NS-Kriegsverbrecher John Demjanjuk vor Gericht verantworten.
Im März hatte das Landgericht Aachen den früheren
SS-Mann Heinrich Boere zu lebenslanger Haft verurteilt.
Das Simon-Wiesenthal-Zentrum veröffentlichte am Montag
eine neue Liste der zehn meistgesuchten Nazi-Kriegsverbrecher:
1) Erstmals steht der ehemalige ungarische Polizeioffizier
Sandor Kepiro (heute 95) an erster Stelle. Er wird beschuldigt,
im Januar 1942 im serbischen Novi Sad an der Ermordung
von über 1200 Zivilisten teilgenommen zu haben.
2) Milivoj Asner (Österreich) – Der jetzt 96-jährige
ehemalige Polizeichef in Kroatien soll aktiv an Verfolgung
und Deportation Hunderter Serben, Juden sowie Sinti und Roma
beteiligt gewesen sein.
3) Samuel Kunz (Deutschland) wird der Teilnahme am Massenmord
an Juden im deutschen Vernichtungslager Belzec im damals
besetzten Polen beschuldigt.
4) Adolf Storms (Deutschland) – Der ehemalige SS-Unteroffizier
soll im März 1945 am Mord an 58 jüdischen Zwangsarbeitern
im Dorf Deutsch Schützen in Österreich beteiligt
gewesen sein.
5) Klaas Carl Faber (Deutschland) wurde in den Niederlanden
für den Tod von Gefangenen im Transitlager Westerbork
und im Gefängnis von Groningen 1944 zum Tode verurteilt.
Das Urteil wurde 1948 in lebenslange Haft umgewandelt.
Flucht aus dem Gefängnis 1952.
6) Karoly (Charles) Zentai (Australien) nahm 1944 an der
Verfolgung und dem Mord an Juden in Budapest teil. Ungarn
hat 2005 die Auslieferung beantragt. Zentais letzter Einspruch
wird derzeit vor Gericht in Perth verhandelt.
7) Soeren Kam (Deutschland), ehemaliges SS-Mitglied, wird
beschuldigt, für den Tod eines dänischen Journalisten
verantwortlich zu sein. Kam soll das Einwohnerverzeichnis
der jüdischen Gemeinde in Dänemark gestohlen
und damit die Deportation von dänischen Juden in deutsche
Konzentrationslager ermöglicht haben. Dänemark
hat 1999 die Ausweisung beantragt.
8) Peter Egner (USA), ehemaliges Mitglied der von den Nazis
kontrollierten Sicherheitspolizei im serbischen Belgrad.
Von April 1941 bis September 1943 soll er an der Tötung
von 17 444 Juden, Kommunisten sowie Sinti und Roma beteiligt
gewesen sein. Serbien hat Egners Ausweisung beantragt.
9) Algimantas Dalide (Deutschland) nahm Juden fest, die später
von den Nazis und litauischen Kollaborateuren getötet
wurden. Von den USA ausgeliefert und in Litauen verurteilt.
Musste aber seine Haftstrafe aus »Alters- und Gesundheitsgründen« nicht
antreten.
10) Michail Gorschkow (Estland) arbeitete als Dolmetscher
für die Gestapo in Weißrussland und soll an
der Ermordung von Juden in Sluzk beteiligt gewesen sein.
In einer Sonderkategorie sucht das Wiesenthal-Zentrum weiterhin
nach den Nazi-Kriegsverbrechern Alois Brunner (98, Syrien),
der noch am Leben sein könnte, und Aribert Heim, der
1992 im Alter von 78 Jahren in Kairo gestorben sein soll,
was das Zentrum allerdings bezweifelt.
neues-deutschland.de
|