Einer
der weltweit meistgesuchten Kriegsverbrecher ist tot. Erich
Steidtmann war SS-Hauptsturmführer und Polizeihauptmann im
Warschauer Ghetto und soll an Massenerschießungen von 30.000
Juden beteiligt gewesen sein. Zum Prozess gegen ihn kam es
nie.
Der ehemalige SS-Hauptsturmführer Erich Steidtmann ist tot. Wie mehrere Zeitungen
übereinstimmend vermelden, starb er am Sonntag in seinem
Haus in Hannover-Langenhagen an einem Herzanfall. Steidtmann
wurde 95 Jahre alt.
Aufgrund von Recherchen des Süddeutsche Zeitung Magazins ("Der lange Schatten der Schuld" Ausgabe vom 23.4.2010) und des Simon Wiesenthal Centers hatte die Staatsanwaltschaft
Hannover im April diesen Jahres wieder Ermittlungen gegen
ihn eingeleitet. Der Verdacht: Steidtmann soll als Hauptmann
der Polizei 1943 an zwei Massenerschießungen von Juden im
besetzen Polen beteiligt gewesen sein, insgesamt ging es
dabei um mehr als 30.000 Tote.
Diese Ermittlungen sind mit seinem Tod, der noch nicht offiziell bestätigt wurde,
hinfällig. Steidtmann wurde vom Simon-Wiesenthal-Center als
einer der meist gesuchten Kriegsverbrecher weltweit geführt.
Der Fall Steidtmann war ein Kuriosum:
Noch im Alter von 92 Jahren war Steidtmann 2007 gegen seine
ehemalige Geliebte zu NS-Zeiten vor Gericht gezogen, weil
er durch ihre Biographie seine Ehre als Offizier verletzt
sah – obwohl er darin nur anonymisiert Erwähnung fand. Erst
durch seine eigene Klageschrift und den folgenden Prozess
brachte Steidtmann seine mögliche Verstrickung in NS-Greuel
ins Licht der Öffentlichkeit.
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