Der
mutmaßliche NS-Verbrechers Klaas Carel Faber lebt seit Jahrzehnten
unbehelligt in Ingolstadt. Nach Überzeugung der niederländischen
Justiz hat der gebürtige Holländer als Mitglied der SS 22
Morde begangen. Nun soll der Fall nach dem Willen des Bundesjustizministeriums
nochmal überprüft werden.
Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat das bayerische
Justizministerium nach Informationen des Bayerischen Rundfunks
aufgefordert, sich der Sache anzunehmen. "Ich halte das nicht für hinnehmbar. Und deshalb fordere ich auch, dass endlich
geprüft wird, was man machen kann, um entweder eine Auslieferung
zu erreichen zum Zwecke der Strafverbüßung in Holland oder
ein Verfahren in Deutschland einzuleiten", so die Ministerin. Nun soll nochmals ausgelotet werden, ob Deutschland nicht
doch die Strafvollstreckung des niederländischen Urteils
übernehmen könnte.
Erlass von Hitler schützt vor Auslieferung
In den Niederlanden war Faber für den Tod von Gefangenen
im Transitlager Westerbork 1944 zum Tode verurteilt worden.
Das Urteil wurde 1948 in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt.
1952 floh er aus dem Gefängnis. Der 88-Jährige kann auf
der Grundlage eines Erlasses von Adolf Hitler von 1943
nicht an die Niederlande ausgeliefert werden. Der Diktator
hatte verfügt, dass jeder Niederländer, der in die Waffen-SS
eintrat, automatisch deutscher Staatsbürger wurde. Das
schützt Faber bis heute vor der Auslieferung.
In Deutschland wurde Faber für seine
Taten nie verurteilt. Die deutsche Justiz war zwar tätig
geworden - allerdings hielt sie die Beweise bislang für nicht
ausreichend.
Parallelen zum Fall Boere
Dass SS-Schergen aber auch heute noch zur Rechenschaft gezogen
werden können, zeigt der Fall Heinrich Boere: Der NS-Verbrecher
gehörte wie Faber zum SS-Sonderkommando "Silbertanne",
das 54 niederländische Zivilisten getötet hat - als Vergeltung
für den Widerstand gegen Hitler. Boere wurde im Frühjahr
2010 vom Landgericht Aachen zu lebenslanger Haft verurteilt.
br-online.de
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