Verfahren
gegen weiteren SS-Lageraufseher und Mitglied des Kommandos
»Silbertanne« in Vorbereitung
Mehr als 65 Jahre nach Kriegsende hat die deutsche Justiz weitere
mutmaßliche Nazikriegsverbrecher ins Visier genommen. Nach
John Demjanjuk und Samuel K. könnte demnächst mit dem in Bayern
lebenden Alex N. ein weiterer mutmaßlicher SS-Lageraufseher
angeklagt werden, wie der Spiegel am Samstag berichtete. Zudem
wurde die Bundesregierung im Fall des bereits in den Niederlanden
verurteilten Klaas Carel F. aktiv.
Im Fall von Alex N. sollen die Informationen der »Zentralen Stelle zur Aufklärung
nationalsozialistischer Verbrechen« noch in
dieser Woche an die Staatsanwaltschaft München
gehen, so eine Richterin in Ludwigsburg am
Montag. Nach den rund ein halbes Jahr dauernden
Ermittlungen werde dem 1917 geborenen N. vorgeworfen,
er sei an der Erschießung von mindestens 100
größtenteils jüdischen Zwangsarbeitern im Lager
Treblinka I beteiligt gewesen, sagte die Richterin.
Er soll demnach auch selbst geschossen haben.
Auf N. war die Justiz im Zuge des Prozesses
um den mutmaßlichen Kriegsverbrecher John Demjanjuk
in München aufmerksam geworden. Er hatte dort
auch ausgesagt – damals noch als Zeuge.
Klaas
Carel F. wird auf der Liste der meistgesuchten
Nazikriegsverbrecher des Simon-Wiesenthal-Zentrums
geführt. F. gehörte wie der im März vom Aachener
Landgericht zu lebenslanger Haft verurteilte
Ex-SS-Mann Heinrich Boere im Zweiten Weltkrieg
dem SS-Sonderkommando »Silbertanne« an. Die
niederländische Justiz verurteilte ihn wegen
der Ermordung von 22 Zivilisten zum Tode, das
Urteil wurde aber in eine lebenslange Haftstrafe
umgewandelt. Zu Opfern von »Silbertanne« zählten
schon Niederländer, die von den Nazis als antideutsch
gesonnen angesehen wurden. (apn/jW)
jungewelt.de
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