Bonn
- Auf der Liste der meistgesuchten NS-Kriegsverbrecher der
Simon Wiesenthal Stiftung belegte er Platz drei. Jetzt ist
Samuel Kunz im Alter von 89 Jahren gestorben.
Staatsanwalt Andreas Brendel, Leiter der Zentralstelle zur Aufarbeitung von NS-Kriegsverbrechen
in Dortmund, bestätigte soeben einen Exklusiv-Bericht
der BILD-Zeitung Köln vom Samstag (20.11.10):
„Ich habe soeben die Sterbeurkunde vorliegen.
Demnach verstarb der Angeklagte Samuel Kunz
am vergangenen Donnerstag.“
Damit ist der für Frühjahr 2011 vor dem Bonner Landgericht geplante Prozess gegen
Samuel Kunz hinfällig. Ankläger Andreas Brendel
gegenüber BILD: „Im Hinblick auf die Opfer
hätte ich gerne den Prozess geführt. Es wäre
eine Chance gewesen, die Massaker an der jüdischen
Bevölkerung in den Vernichtungslagern, insbesondere
in Belzec, aufzuarbeiten. Wir hatten sehr viel
Energie in dieses Verfahren gesteckt und eigentlich
damit gerechnet, dass Kunz den Prozess erleben
würde.“
Der Wolgadeutsche
Samuel Kunz war von 1942 bis 1943, als „Trawniki“
von der SS rekrutiert, als Oberaufseher im
Vernichtungslager Belzec (Polen) tätig – und
damit ein Mordgehilfe der Nazis. Vorwurf der
Anklage: Der 89-Jährige war wegen zehnfachen
Mordes und Beihilfe zur Ermordung von mehr
400 000 Menschen angeklagt. Im Vernichtungslager
Belzec wurden schätzungsweise 440 000 Menschen
getötet – die allermeisten vergast. Laut Staatsanwalt
Andreas Brendel hätten nur drei Menschen den
Holocaust von Belzec überlebt.
bild.de
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