Der
ehemalige KZ-Wachmann Samuel Kunz ist kurz vor seinem Prozess
gestorben. Der 89-Jährige soll Beihilfe zum Mord an 430.000
Menschen geleistet haben, er stand an dritter Stelle der
meistgesuchten Nazi-Kriegsverbrecher weltweit. Juristisch
belangt werden konnte er nicht.
Bonn - Er starb, kurz bevor er sich vor Gericht hätte verantworten müssen. Der
mutmaßliche NS-Verbrecher Samuel Kunz ist laut
dem Landgericht Bonn am Donnerstag gestorben.
Es liege eine Sterbeurkunde vor, das Verfahren
gegen den 89-Jährigen werde eingestellt, sagte
ein Sprecher. Nazi-Jäger Efraim Zuroff erklärte,
es sei "unglaublich frustrierend", dass Kunz noch vor Prozessbeginn verstorben sei.
Dem ehemaligen Wachmann des Vernichtungslagers Belzec wurde Mord in zehn Fällen
und Beihilfe zum Mord in mindestens 430.000
Fällen vorgeworfen. Von Januar 1942 bis Juli
1943 soll er im damals besetzten Polen eingesetzt
worden sein. Kunz stand an dritter Stelle der
meistgesuchten NS-Kriegsverbrecher und hatte
in mehreren Vernehmungen seine SS-Vergangenheit
zugegeben, Einzelerschießungen jedoch bestritten.
Der Wolgadeutsche lebte zuletzt im Rhein-Sieg-Kreis bei Bonn. Bis zu seinem Ruhestand
hatte er als Handwerker im Bundesbauministerium
in Bonn gearbeitet. Die Untersuchungen gegen
Kunz waren durch den Prozess gegen den mutmaßlichen
NS-Verbrecher John Demjanjuk in München bedingt.
Ursprünglich
hätte das Verfahren gegen Kunz schon in diesem
Herbst in Bonn eröffnet werden sollen. Der
Termin verzögerte sich aber, da das Bonner
Gericht zusätzliche Rechercheanfragen an die
Zentralstelle zur Aufarbeitung von NS-Kriegsverbrechen
in Dortmund gestellt hatte.
Der Leiter
der Behörde, Staatsanwalt Andreas Brendel,
sagte der "Bild"-Zeitung: "Im Hinblick auf die Opfer hätte ich den Prozess gerne geführt. Es wäre eine gute
Chance gewesen, die Massaker an der jüdischen
Bevölkerung in den Vernichtungslagern, insbesondere
in Belzec, aufzuarbeiten."
spiegel.de
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