Essen.
Die deutsche Justiz verstärkt massiv ihre Anstrengung, die
letzten noch lebenden NS-Kriegsverbrecher zur Verantwortung
zu ziehen. Aus Jerusalem kommt Lob für die Fahndungs-Ergebnisse
aus NRW.
Das Simon Wiesenthal Center Jerusalem, das
die Verfolgung von NS-Verbrechen weltweit
begleitet und bewertet, lobt die Arbeit der
Fahnder in NRW in ihrem neuesten Jahresbericht.
Allein bei der Staatsanwaltschaft Dortmund,
die für diese Ermittlungen in Nordrhein-Westfalen
zuständig ist, sind 17 Verfahren anhängig.
Der Jahresbericht liegt derwesten.de vor.
Vor allem wegen der Ermittlungen in Nordrhein-Westfalen
und in Bayern werde Deutschland erstmals
die Höchstnote A für die Verfolgung der Nazi-Gräueln
gegeben, die bisher immer nur den USA zugebilligt
wurde, schreibt darin Efraim Zuroff, der
Direktor des Centers.
Der Bericht
nennt Zahlen. Danach ist es den deutschen Nazi-Jägern
trotz des hohen Alters der möglicherweise Beteiligten
seit April 2009 gelungen, zwei Verurteilungen,
drei Anklagen und 130 neue Ermittlungsverfahren
durchzusetzen. Zum Vergleich: Im Jahr davor
waren es erst 43 neu eröffnete Verfahren, 2007
nur 31. Das Wiesenthal-Center erklärt, dies
liege unter anderem daran, dass die deutsche
Justiz jetzt nicht mehr nur Täter im Offiziersrang,
sondern auch die Verantwortlichen in Rängen
darunter verfolge sowie Ausländer, wenn sie
in Deutschland gefasst werden könnten.
Zwei neue
Verurteilungen in NRW seit 2009
Die nach wie vor meist gesuchten Kriegsverbrecher
sind der Eichmann-Vertraute Alois Brunner,
der „noch am Leben sein könnte“ und dann in
Syrien vermutet werde, und der als „Arzt von
Sachsenhausen“ bekannte Mediziner Dr. Aribert
Heim. Dass Heim 1992 in Kairo verstorben sei,
hält Zuroff für nicht belegt. Es fehle auch
eine Leiche.
Der Bericht
äußert auch indirekt Kritik am Verhalten deutscher
Behörden. Dabei geht es um die Auslieferung
zweier in Dänemark und den Niederlanden verurteilter
Bundesbürger, die verweigert werde: Die von
Klaas Carl Faber, einem SS-Offizier, der niederländische
Widerstandkämpfer ermordet haben soll, und
von Soeren Kam, der an dem Mord an dem NS-Kritiker
und Journalisten Carl Henrik Clemmensen beteiligt
gewesen sein.
Der Leiter
der Dortmunder Zentralstelle für die Aufarbeitung
von NS-Verbrechen, Andreas Brendel, sagte derwesten.de.,
seit 1961 habe seine Dienststelle 1453 Verfahren
mit unterschiedlichsten Ergebnissen durchgeführt.
Besonders hebt er in diesem Zusammenhang die
Arbeit zur Aufklärung der Vorgänge im KZ Belzec
in Südostpolen hervor. Dort wurden 450 000
Juden umgebracht.
derwesten.de
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