Kurz
vor dem Ende des NS-Kriegsverbrecherprozesses gegen John
Demjanjuk hat der israelische Nazi-Jäger Efraim Zuroff die
Münchner Justiz gelobt. "Sie haben unter sehr schwierigen Umständen eine sehr gute Arbeit gemacht", sagte Zuroff der Nachrichtenagentur AFP. Der wegen Beihilfe zum Mord in 27.900
Fällen beschuldigte Demjanjuk und sein Verteidiger hätten
alle Anstrengungen unternommen, den Prozess "zu einem Zirkus zu machen". "Das hatte keinen Erfolg, und das ist ein großes Verdienst des Münchner Gerichts."
In dem seit Ende November 2009 laufenden Verfahren wird für den 12. Mai vor dem
Landgericht München
II das Urteil erwartet.
Der Staatsanwalt
hat für den laut
Anklage 1943 im
NS-Vernichtungslager
Sobibor als KZ-Wächter
eingesetzten Demjanjuk
sechs Jahre Haft
gefordert. Zuroff,
der das Jerusalemer
Büro des Simon-Wiesenthal-Zentrums
leitet, sagte,
möglicherweise
sei dies der letzte
große NS-Prozess
in Deutschland.
Allerdings sei
nicht ausgeschlossen,
dass es noch zu
weiteren Prozessen
komme. "Wir kriegen noch immer jeden Monat zwei Hinweise auf Nazi-Kriegsverbrecher, denen
wir nachgehen." In Ungarn etwa beginne im Mai ein neuer NS-Kriegsverbrecherprozess.
Zuroff sagte, in den vergangenen Jahren habe die deutsche Justiz bei der Aufarbeitung
von NS-Kriegsverbrechen
große Fortschritte
gemacht. "Das ist eine sehr positive Entwicklung." Allerdings sei es gleichzeitig "ein bisschen zu spät" dafür. Vor vierzig, fünfzig Jahren hätten deutsche Gerichte deutlich schärfer
gegen Nationalsozialisten
vorgehen sollen.
Doch damals hätten
selbst im Bundesnachrichtendienst
noch Nazis Unterschlupf
gefunden.
Scharf griff der Nazi-Jäger die deutschen Behörden wegen des Falls des seit Jahrzehnten
unbehelligt in
Ingolstadt lebenden
Klaas Carel F.
an. "Dieser Mann wird seit bald 60 Jahren durch den Führererlass geschützt. Das ist
lächerlich."
Der
gebürtige Niederländer
Klaas Carel F.
war 1947 in seiner
früheren Heimat
wegen der Ermordung
von 22 Juden verurteilt
worden, konnte
1952 aber nach
Deutschland fliehen.
Weil er durch einen
Erlass Adolf Hitlers
die deutsche Staatsbürgerschaft
hat und Deutschland
seine Staatsbürger
nicht ausliefert,
konnte er bisher
nicht in die Niederlande
überstellt werden.
In den Fall hatte
sich zuletzt auch
Bundesjustizministerin
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
(FDP) eingeschaltet
und an die bayerische
Justiz appelliert,
zumindest das niederländische
Urteil zu vollstrecken.
tah.de
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