Aufklärungsstelle
für NS-Verbrechen weist Kritik an ihrer Arbeit zurück
Ludwigsburg - Die Zentrale Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg
hat sich gegen Kritik an ihrer Arbeit zur Wehr gesetzt. Der Leiter der Aufklärungsstelle,
Oberstaatsanwalt Kurt Schrimm, verwies am Dienstag darauf, dass es mehr als 60
Jahre nach Kriegsende "nur noch in seltenen Fällen Beweismittel" gebe.
Oft fehlten wichtige Dokumente, oder Zeugen seien bereits verstorben. Die Zahl
der Anklagen sei deshalb kein Maßstab für eine erfolgreiche Aufklärungsarbeit. "Wir
tun, was wir können", sagte Schrimm.
Zuvor hatte das Simon-Wiesenthal-Zentrum in Jerusalem der
Bundesrepublik nur die "Note mangelhaft" für
die Strafverfolgung ehemaliger Nazis gegeben. Zwischen April
2006 und März 2007 seien in Deutschland keine NS-Verbrecher
anklagt oder verurteilt worden. Das Zentrum lobte besonders
die USA und Italien für ihre Arbeit zur Enttarnung von
NS-Verbrechern.
Oberstaatsanwalt Schrimm kritisierte den Vergleich: In den
USA gehe es um die Abschiebung von Leuten, die sich die Staatsbürgerschaft
erschlichen hätten - nicht um eine Anklage. In Italien
wiederum seien die rechtlichen Möglichkeiten für
eine Verurteilung größer als in Deutschland. Nach
Schrimms Angaben ermittelt die Zentralstelle weltweit auf "Hochtouren".
Im Moment durchforsteten seine Kollegen zum Beispiel Archive
in der Ukraine und in Weißrussland. Schrimm selbst
reist demnächst für Ermittlungen nach Kanada.
"Wir hören dann auf, wenn wir alles eingesehen
haben", sagte Schrimm. Wann das sei, wisse er nicht.
Russland, Brasilien und Chile etwa hätten einen Antrag
auf Rechtshilfe noch nicht genehmigt. Dortige Akten und Archive
könnten seine Mitarbeiter deshalb bisher nicht auswerten.
stuttgarter-nachrichten.de
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