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ermordeten Tag für Tag Juden und doch konnte ihnen keine
konkrete Tat nachgewiesen werden: Nun will das Simon-Wiesenthal-Zentrum
verstärkt nach solchen Tätern suchen. Die Chancen
für eine Verurteilung sind gestiegen.
Das Simon-Wiesenthal-Zentrum will die Suche nach NS-Verbrechern
in Deutschland verstärken. „Wir werden eine Belohnung
für Hinweise auf Personen aussetzen, die in den Vernichtungslagern
oder in den Einsatzgruppen gedient haben“, sagte der
Direktor des Zentrums in Israel, Efraim Zuroff, dem "Tagesspiegel".
Einzelheiten der sogenannten „Operation Letzte Chance
2“ will er am morgigen Mittwoch in Berlin vorstellen.
Auslöser für die neuen Bemühungen der Nichtregierungsorganisation
war das Urteil gegen den früheren SS-Wachmann, John
Demjanjuk, der im Mai in München wegen Beihilfe zum
Mord im Vernichtungslager Sobibor zu fünf Jahren Haft
verurteilt worden war.
„Das Demjanjuk-Urteil eröffnet uns Möglichkeiten,
von denen wir nicht einmal geträumt haben“, sagte
Zuroff. Vor dem Schuldspruch wurden jahrzehntelang nur Fälle
von NS-Verbrechen vor Gericht gebracht, in denen dem Beschuldigten
eine konkrete Tat nachgewiesen werden konnte. „Früher
fanden wir Menschen, die in Einheiten gedient hatten, von
denen Kriegsverbrechen begangen worden waren, und es war
klar, dass diese Leute beteiligt waren.“
Doch einen einzelnen Mord konnte das Zentrum ihnen nicht
nachweisen. „Sie entgingen der Strafverfolgung, und
wir konnten nichts dagegen tun.“ Jetzt gebe es eine
Chance, Personen vor Gericht zu stellen, „die Tag für
Tag Juden ermordet oder dabei geholfen haben“. Wer
Hinweise auf die Täter hat, solle sich an das Wiesenthal-Zentrum
wenden. „Uns läuft die Zeit davon“, sagte
Zuroff. „Bald wird es nicht mehr möglich sein,
jemanden zur Verantwortung zu ziehen.“
pnn.de tagesspiegel.de
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