Das
Simon Wiesenthal Center sucht weiter nach Mördern
Das Simon Wiesenthal Center geht in die
Offensive. »Nazi-Mörder sind noch unter uns«,
heißt es in einem Aufruf zur »Operation Last
Chance 2«, das Urteil gegen den Ukrainer John Demjanjuk,
das im Mai in München gesprochen wurde, gebe den Verfolgern
von NS-Verbrechen neue Möglichkeiten.
demjanjuk »Das Urteil hat gezeigt, dass man jemandem,
der Wärter in einem Todeslager war, nicht mehr eine
konkrete Tat mit einem konkreten Opfer nachweisen muss«,
sagt Efraim Zuroff, Direktor des Simon Wiesenthal Centers
in Jerusalem. »Wenn er dort Dienst geleistet hat, ist
er automatisch schuldig geworden.« Wenn es vor dem
Bundesgerichtshof standhält, hat das Demjanjuk-Urteil
Rechtsgeschichte geschrieben.
Froh über das Urteil ist man auch bei der Ludwigsburger
Zentralstelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen. »Das
war schon immer unsere Rechtsauffassung«, sagt ihr
Leiter Kurt Schrimm. »Nun haben wir sehr viel zu tun.« Schon
vor dem Münchner Urteil hatten er und seine Kollegen
begonnen, sich etliche Fälle nochmals anzuschauen. »Ob
es zu Anklageerhebungen kommt, vermag ich nicht sicher zu
sagen«, meint Schrimm, »aber ich schließe
es nicht aus.«
täter Efraim Zuroff begründet seinen Optimismus
mit einem Rechenbeispiel: »Es waren etwa 4.000 Menschen
in den Todeslagern eingesetzt. Wenn noch zwei Prozent von
denen leben, sind das 80 Personen. Und selbst, wenn davon
die Hälfte nicht verhandlungsfähig ist, bleiben
noch 40 Menschen übrig, die an der Ermordung von Juden
teilgenommen haben.«
Unterstützung erhält das Wiesenthal Center von
dem SPD-Bundestagsabgeordneten Dietmar Nietan: »Hier
muss es auch eine politische Debatte geben.«
Von Efraim Zuroff ist gerade das Buch Operation Last Chance.
Im Fadenkreuz des »Nazi-Jägers« erschienen.
Er will mit allen Mitteln diese letzte Chance nutzen, die
das Demjanjuk-Urteil bietet. Gemeinsam mit der Targum Shlishi
Foundation setzt das Wiesenthal Center eine Belohnung von
10.000 Euro für Hinweise aus, die zur Verfolgung und
Bestrafung von NS-Tätern führen. juedische-allgemeine.de
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