Die
letzte Ruhe findet er in seiner Wahlheimat: Der ehemalige
KZ-Wachmann John Demjanjuk soll in den Vereinigten Staaten
beigesetzt werden. Jüdische Organisationen befürchten,
die Beerdigung könnte zu einem Spektakel für Neonazis
werden.
München - Die Vorbereitungen für die Überführung
der Leiche laufen bereits: Der frühere KZ-Wächter
John Demjanjuk wird in seiner Wahlheimat USA beerdigt. "Er
geht zurück, das steht fest", teilte das von Demjanjuks
Familie beauftragte Bestattungsunternehmen mit. Voraussichtlich
Anfang der nächsten Woche soll der Leichnam nach Cleveland
in Ohio geflogen werden, wo Angehörige des gebürtigen
Ukrainers leben.
Das US-Generalkonsulat München teilte mit, es helfe
Demjanjuks Familie. Da die USA Demjanjuk die Staatsbürgerschaft
aberkannt und ihn 2009 nach Deutschland abgeschoben hatten,
war zunächst unklar gewesen, ob eine Überführung
möglich sein würde. Demjanjuk war zuletzt staatenlos.
Nach dem Willen der Familie wird Demjanjuk in einem Vorort
von Cleveland bestattet. Jüdische Organisationen befürchten,
die Beerdigung könnte zu einem Spektakel für Neonazis
und das Grab zu einer Wallfahrtsstätte für sie
werden. Der Nazi-Jäger Efraim Zuroff, der das Simon-Wiesenthal-Zentrum
in Jerusalem leitet, sagte: "Ich habe keine Zweifel,
dass eine Beerdigung (...) zu einer Demonstration der Solidarität
und Unterstützung für Demjanjuk würde. Und
offen gesprochen, er ist die letzte Person auf Erden, die
Sympathie verdient hat."
Juristisches Tauziehen dauerte bis zuletzt an
In einer E-Mail teilte John Demjanjuk junior mit, dass er
die Bedenken nicht teile. "In den vergangenen über
35 Jahren hatte unsere Familie absolut keine Verbindungen
zu irgendeiner Art von neonazistischer Gruppierung."
Rabbi Marvin Hier, Gründer des Simon-Wiesenthal-Zentrums
in Los Angeles, erklärte, Demjanjuk habe nicht die Statur
gehabt, um das Grab zu einer Pilgerstätte für Neonazis
werden zu lassen. "Er ist kein Adolf Hitler", sagte
Hier. Er sei sich sicher, dass es für die Familie schwer
werde, einen Friedhof für Demjanjuk zu finden.
Der 91-jährige gebürtige Ukrainer war am Samstag
zehn Monate nach seiner Verurteilung als Nazi-Verbrecher
und Holocaust-Helfer in einem Pflegeheim in Bad Feilnbach
bei Rosenheim gestorben. Das Landgericht München hatte
Demjanjuk, der den Prozess im Liegen von einem Krankenbett
aus verfolgte, im Mai 2011 wegen Beihilfe zum Mord an mehr
als 28.000 Juden im Vernichtungslager Sobibor zu fünf
Jahren Haft verurteilt. Das Urteil wurde nicht rechtskräftig,
Staatsanwaltschaft und Verteidigung legten Revision ein.
spiegel.de
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