Er
war bereits 1947 in Holland verurteilt worden, floh aber
nach Deutschland und wurde jahrzehntelang nicht ausgeliefert:
Der mutmaßliche KZ-Aufseher Faber lebte unbehelligt
in Ingolstadt.
Rund zwei Monate nach John Demjanjuk ist in Bayern ein weiterer
NS-Kriegsverbrecher gestorben: Klaas Carel Faber, ehemaliges
niederländisches Mitglied der Waffen-SS, war für
die Nazi-Jäger vom Simon-Wiesenthal-Zentrum in Jerusalem
zuletzt die Nummer Drei in ihrer Liste der meistgesuchten
NS-Verbrecher.
Faber hatte bis zuletzt unbehelligt im Pius-Viertel in Ingolstadt
gelebt. Der Grund: ein Erlass aus der NS-Zeit, nach dem alle
niederländischen Freiwilligen der Waffen-SS automatisch
deutsche Staatsbürger waren. Mit dem Tod des 90-Jährigen
endet nun ein jahrzehntelanger Rechtsstreit um seine Auslieferung
in die Niederlande.
Er gab die Ermordung von sechs Menschen zu
Der 1922 im niederländischen Haarlem geborene Faber
soll wie sein Bruder Aufseher im Durchgangslager Westerbork
gewesen sein. Über das Lager deportierten die Nazis
Zehntausende niederländische Juden in deutsche Konzentrations-
und Vernichtungslager. Bereits in Westerbork richteten SS-Angehörige
viele Juden hin.
Nach dem Urteil eines holländischen Sondergerichts
von 1947 war Faber einer der Täter und für den
Tod zahlreicher Menschen verantwortlich. Nach niederländischen
Angaben soll er mindestens 22 Juden und Widerstandskämpfer
ermordet haben.
Ebenso wie sein Bruder Piet wurde Klaas Faber zunächst
zum Tode verurteilt. Während Piet aber tatsächlich
hingerichtet wurde, wandelte ein Gericht die Todesstrafe
von Klaas Faber 1948 in lebenslange Haft um. Faber gab in
diesem Verfahren die Beteiligung an der Ermordung von mindestens
sechs Menschen zu.
Bemühung um Auslieferung
1952 gelang Faber mit einigen anderen die Flucht nach Deutschland.
Seit 1961 lebte er mit seiner Frau in Ingolstadt.
Zwar hatte auch die Bundesrepublik in den 50er-Jahren ein
Verfahren gegen Faber eröffnet. Weil Holland kein Beweismaterial
weitergab, sprach das zuständige Gericht in Düsseldorf
den NS-Verbrecher aber frei. Eine Auslieferung nach Holland
lehnte Deutschland unter Berufung auf den "Führererlass" von
1943 stets ab.
Efraim Zuroff, Direktor des Simon-Wiesenthal-Zentrums, bezeichnete
dies als Schande. Das sei ein Zeichen, dass sogar Massenmörder
einer gerechten Strafe entgehen können. Auch Bundesjustizministerin
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) machte sich für
eine Auslieferung in die Niederlande stark.
Die Ingolstädter Staatsanwaltschaft hatte sich zuletzt
bemüht, dass der Strafvollstreckungsbefehl aus den Niederlanden übernommen
wird. Mit dem Tod Fabers ist dieses Bemühungen nun hinfällig. morgenpost.de
|