Jerusalem
(dpa) - Das Wiesenthal-Zentrum hat Fußballfans zum
Boykott zweier Kneipenrestaurants in der ukrainischen Stadt
Lwiw aufgerufen, weil diese mit antijüdischen Themen
Werbung machten. In der Kneipe «Unter der goldenen
Rose» wird jüdische Klezmer-Musik gespielt, Gäste
bekommen schwarze Hüte mit schwarzen Schläfenlocken
und werden aufgefordert, um die Rechnung zu feilschen.
Die kleine jüdische Gemeinde in Lwiw (Lemberg) hat
bereits heftig gegen die Kneipe protestiert, die Teil einer
Restaurantkette ist, die mit historischen Themen wirbt. Die
Besitzer verteidigten sich mit der Erklärung, sie wollten
den Gästen ein Gefühl dafür geben, wie das
jüdische Leben in Lwiw vor dem Zweiten Weltkrieg war.
1941 lebten dort noch 150 000 Juden, von denen ein Großteil
während des Holocaust ermordet wurde. In Lwiw trägt
die deutsche Nationalmannschaft ihre EM-Spiele gegen Portugal
und Dänemark aus.
Efraim Zuroff, Leiter des Wiesenthal-Zentrums, sagte am
Donnerstag, das Bild von Juden, die um Geld feilschen, sei
ein altbekanntes Vorurteil in Osteuropa. Er forderte auch
den Boykott von «Kryvika», eines anderen Restaurants
der Kette. Es ist in Form eines Bunkers entworfen und würdigt
die nationalistischen ukrainischen Truppen, «die mit
den Nazis kollaborierten und deren Anhänger sich 1941
am Massenmord von Juden (in Lwiw) beteiligten», wie
Zuroff sagte.
Fußballfans würden unabsichtlich gefährliche
Rechtsextreme in der Ukraine unterstützen und das Andenken
an Zehntausende von Holocaust-Opfern in Lwiw beleidigen,
sollten sie die Restaurants besuchen, meinte Zuroff. Die
Handelsmetropole Lwiw mit rund 730 000 Einwohnern will vor
allem deutsche EM-Touristen anlocken. europeonline-magazine.eu
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