Einen
Tag nach dem EM-Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft
in Lwiw hat der Bürgermeister der westukrainischen Stadt
Rassismus- und Antisemitismus-Vorwürfe zurückgewiesen.
Einen Tag nach dem EM-Auftaktspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft
in Lwiw hat der Bürgermeister der westukrainischen Stadt
Rassismus- und Antisemitismus-Vorwürfe zurückgewiesen. „Haben
Sie Rassismus in Lwiw gesehen? Ich lebe seit 43 Jahren hier,
wir haben viele ausländische Studenten. In den 90er
Jahren hatten wir einige Probleme, aber in den letzten Jahren
nicht mehr“, sagte Andrij Sadowij: „Ein Kollege
von mir war in London, da gab es Krawalle. So etwas können
wir uns hier nicht vorstellen. Lwiw ist weltoffen und tolerant.
Hier leben alle Nationalitäten friedlich zusammen.“
Vor der EM hatten Medien in England und Deutschland den
Rassismus vieler Fans des Fußball-Klubs Karpaty Lwiw
thematisiert. Zudem hatte das Wiesenthal-Zentrum in Jerusalem
vom Besuch zweier antisemitisch geprägter Restaurants
abgeraten. „Diese Restaurants bieten Unterhaltung,
aber sie sind nicht antisemitisch“, sagte Sadowij.
Im Restaurant „Zur Goldenen Rose“, in dem jüdische
Speisen serviert werden, müssen die Gäste um die
Rechnung feilschen. Damit werde ein weitverbreitetes Vorurteil
wiedergegeben, klagte das Wiesenthal-Zentrum. Im Lokal „Kryjiwka“ wird
man von einem ukrainischen Partisanenkämpfer empfangen,
der nach der Parole „Freie Ukraine“ fragt. Laut
Wiesenthal-Zentrum würden dort die nationalistischen
ukrainische Truppen gewürdigt, die mit den Nationalsozialisten
kollaborierten und am Massenmord an Juden beteiligt gewesen
seien. Beide Gaststätten gehören zu einer Kette
mit mehreren Themen-Restaurants.
Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten fast 200.000 Juden in der
Stadt. Nach dem deutschen Einmarsch 1941 wurden mehr als
4000 ermordet, über 50.000 fanden im Lager Janowska
bis 1944 den Tod. Heute besteht die jüdische Gemeinde
in Lwiw nur noch aus 5000 Mitgliedern. Sie klagt über
latenten Rassismus in der Stadt.
focus.de
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