Der
in Ungarn aufgeflogene mutmaßliche Nazi-Kriegsverbrecher
Laszlo Csatary ist einen Tag vor seiner Anhörung vor
einem Ermittlungsrichter schwer belastet worden. Nach Angaben
des ungarischen Holocaust-Museums findet sich die Unterschrift
des 97-Jährigen unter zahlreichen Dokumenten, mit denen
insgesamt 15.700 Juden zwischen 1941 und 1944 in das Vernichtungslager
Auschwitz geschickt wurden.
Csatary sagt, er sei unschuldig und seine Tätigkeit
in dem Ghetto Kosice (deutsch: Kaschau) sei rein "administrativ" gewesen.
Der Zeitung "Magyar Hirlap" sagte Csatary vergangene
Woche: "Ich hatte eine Verwaltungsposition. Ich habe
Pässe kontrolliert und übersetzt." Der Historiker
Adam Gellert vom ungarischen Holocaust-Museum erklärte
dagegen, zahlreiche Dokumente, die die Deportationen nach
Auschwitz organisierten, "tragen die Unterschrift" von
Laszlo Csatary.
Laut Dokumenten des Simon-Wiesenthal-Zentrums soll Csatary
Frauen ausgepeitscht und mit unmenschlichen Arbeiten gequält
haben. In den Unterlagen anderer Kriegsverbrecher-Prozesse
berichteten zwei Zeugen, Csatary sei brutal gewesen und habe
die Menschen im Ghetto geschlagen. Er habe, berichtete ein
Zeuge, einmal unter der Androhung von Strafen verboten, Luftlöcher
in die Wände Güterwaggons zu bohren, in denen mutmaßlich
Menschen transportiert wurden.
17 Jahre lang lebte Csatary unbehelligt unter seinem echten
Namen in Budapest. Das lange Stillhalten der ungarischen
Justiz stieß weltweit auf Unverständnis. Am Mittwoch
forderte die jüdische Gemeinde der Slowakei ihre Regierung
auf, einen Auslieferungsantrag an Ungarn zu stellen. "Die
Anklage (von 1948) wirft ihm zahlreiche Verbrechen vor, in
deren Folge sehr viele Zivilisten, Alte, Frauen und Kinder,
leiden und sterben mussten", sagte Jaroslav Franek,
Sprecher der Vereinigung jüdisch-slowakischer Gemeinden,
der Nachrichtenagentur AFP.
Csatary wurde vor einer Woche in Budapest festgenommen und
steht seitdem unter Hausarrest. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum
in Jerusalem hatte die ungarischen Behörden vor zehn
Monaten auf den Aufenthaltsort Csatarys hingewiesen. Doch
die Justiz wurde erst infolge internationaler Medienberichte über
den Gesuchten tätig. Csatary war für seine Tätigkeit
im Ghetto Kosice, das in der heutigen Slowakei liegt, 1948
in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Bis er 1995 von
den örtlichen Behörden identifiziert wurde, lebte
Csatary unter falschem Namen in Kanada und floh dann nach
Ungarn. welt.de
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