Gegen den mutmaßlichen NS-Kriegsverbrecher Laszlo Csatáry
sind neue schwere Anschuldigungen erhoben worden. Demnach soll
Csatáry während des Zweiten Weltkriegs für
die Verfolgung und Ermordung von Hunderten Gegnern der ungarischen
Besatzungsmacht in der ostslowakischen Stadt Kosice (ungarisch
Kassa) verantwortlich gewesen sein.
Der Sohn einer der Ermordeten habe nach Angaben der Deutschen
Presse-Agentur Strafanzeige gestellt. Slowakische Historiker
gehen davon aus, dass der Herrschaft der ungarischen NS-Partei "Pfeilkreuzler" zwischen
November 1944 und Januar 1945 bis zu 700 Einwohner von Kosice
zum Opfer fielen.
Csatáry bestreitet weiterhin alle Vorwürfe
Gegen Csatáry laufen bereits Ermittlungen mit einem
anderen Tatvorwurf. Der 97-Jährige wird beschuldigt,
1944 als Polizeichef im damals ungarisch besetzten Kosice
eine Schlüsselrolle bei der Deportation von 15.700 Juden
in NS-Vernichtungslager gespielt zu haben. Er habe die jüdischen
Gefangenen zudem grausam gequält.
Bei einem Verhör der Budapester Staatsanwaltschaft
Mitte der Woche hatte Csatáry die bisherigen Vorwürfe
bestritten. Er sei kein Antisemit und auch nicht Kommandant
des Ghettos im slowakischen Kosice gewesen, sagte Csatáry
nach Angaben seines Rechtsanwalts, wie die ungarische Nachrichtenagentur
MIT berichtete. Csatárys Anwalt hatte weiter erklärt,
dass sein Mandant niemals Dokumente in der Eigenschaft als
Ghettokommandant unterschrieben habe. Es sei nicht bewiesen,
dass entsprechende Dokumente, die vor kurzem in slowakischen
Archiven gefunden wurden, tatsächlich Csatárys
Unterschrift trügen.
Schleppende Reaktion der ungarischen Behörden
Erst am 18. Juli war Csatáry nach langem Drängen
des Jerusalemer Simon-Wiesenthal-Zentrums und internationaler
Medienberichte erstmals von der ungarischen Staatsanwaltschaft
verhört worden. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum hatte die
ungarischen Behörden bereits im Herbst 2011 auf den
Aufenthaltsort Csatárys Aufmerksam gemacht. Er steht
seither in Budapest unter Hausarrest. Der slowakische Justizminister
Tomas Borec hatte gefordert, den mutmaßlichen NS-Verbrecher
auch in der Slowakei vor Gericht zu stellen.
Csatáry war am 8. Juni 1948 in Abwesenheit in Kosice
zum Tode verurteilt worden. Nach dem Krieg war er nach Kanada
geflohen. 1996 hatte ihm Kanada die Staatsbürgerschaft
entzogen, nachdem dort seine Nazi-Vergangenheit publik wurde.
Er kehrte daraufhin nach Budapest zurück und lebte dort
bis vor kurzem unbehelligt.
tagesschau.de
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