07. Oktober 2007

volksstimme.de
  Neue Hinweise auf NS-Täter Heim und Brunner  
 

Wien - Die österreichische Justiz sucht weiter intensiv nach den NS-Verbrechern Aribert Heim und Alois Brunner. Dabei hat dem Justizministerium eine im Juli ausgeschriebene hohe Belohnung für die Ergreifung der beiden Männer "eine ganze Reihe von Hinweisen" eingebracht.

Es gebe jetzt einige "konkrete" Spuren, eine "heiße Spur" sei aber nicht darunter, sagte ein Sprecher des Ministeriums der Nachrichtenagentur APA am Samstag. Die Behörde hatte im Juli eine "Kopfprämie" von 50 000 Euro für die Ergreifung der beiden Männer ausgesetzt, die vor Jahrzehnten untergetaucht sind. Österreich ist in der Vergangenheit wegen seiner nach Meinung von Kritikern zu laschen Haltung bei der Verfolgung von Nazi-Verbrechern wiederholt kritisiert worden.


Heim (93), der auch als "Doktor Tod" bekannt wurde, soll während des Zweiten Weltkrieges im Konzentrationslager Mauthausen bei Linz Hunderte Gefangene durch direkte Herzinjektionen getötet haben. Auf seine Ergreifung haben Polizei und Privatleute Belohnungen von insgesamt 230 000 Euro ausgesetzt. Dem früheren SS-Hauptsturmführer Brunner (95) wird unter anderem vorgeworfen, in Griechenland und Ungarn an der Deportation von Juden mitgewirkt zu haben. Gegen beide liegt ein österreichischer Haftbefehl vor. Er soll seit vielen Jahren in Syrien leben. Heim war in den 60er Jahren untergetaucht. Berichte, nach denen er inzwischen in Spanien lebt, wurden nicht bestätigt.

Anfang September hatte das Simon Wiesenthal-Zentrum in Jerusalem Österreich und Deutschland bei der Verfolgung von Nazi-Verbrechern die Note "mangelhaft" erteilt. Beide Regierungen wiesen die Vorwürfe zurück. Ein Sprecher des Justizministeriums in Wien räumte jedoch "Versäumnisse" in den vergangenen Jahrzehnten" ein. Seit der Amtsübernahme durch die sozialdemokratische Ministerin Maria Berger im Januar sei in diesem Bereich "sehr viel passiert". Der Leiter des Wiesenthal Centers hatte bereits 2005 eine "Kopfprämie" gegen Heim und Brunner und andere NS-Verbrecher gefordert. Das österreichische "Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands" (DÖW) kritisiert, dass es in Österreich seit den 70er Jahren keine Verurteilung von Nazi-Verbrechern mehr gegeben habe.

Nach Angaben des Justizministeriums gibt es auch im Fall der Österreicherin Erna Wallisch (85), die in den Konzentrationslagern Majdanek und Ravensbrück Opfer selektiert und auf dem Weg zur Gaskammer bewacht und gequält haben soll, neue Entwicklungen. Hier würden Zeugen gesucht, um das Verfahren neu aufrollen zu können. In den 70er Jahren war eine Anklage gegen Wallisch wegen Verjährung niedergeschlagen worden. 2005 hieß es aus dem Ministerium, für einen Mord-Vorwurf reichten die Beweise nicht aus.

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