Wien - Die österreichische
Justiz sucht weiter intensiv nach den NS-Verbrechern Aribert
Heim und Alois Brunner. Dabei hat dem Justizministerium eine
im Juli ausgeschriebene hohe Belohnung für die Ergreifung
der beiden Männer "eine ganze Reihe von Hinweisen" eingebracht.
Es gebe jetzt einige "konkrete" Spuren, eine "heiße
Spur" sei aber nicht darunter, sagte ein Sprecher des
Ministeriums der Nachrichtenagentur APA am Samstag. Die Behörde
hatte im Juli eine "Kopfprämie" von 50 000
Euro für die Ergreifung der beiden Männer ausgesetzt,
die vor Jahrzehnten untergetaucht sind. Österreich ist
in der Vergangenheit wegen seiner nach Meinung von Kritikern
zu laschen Haltung bei der Verfolgung von Nazi-Verbrechern
wiederholt kritisiert worden.
Heim (93), der auch als "Doktor Tod" bekannt wurde, soll während
des Zweiten Weltkrieges im Konzentrationslager Mauthausen bei Linz Hunderte
Gefangene durch direkte Herzinjektionen getötet haben. Auf seine Ergreifung
haben Polizei und Privatleute Belohnungen von insgesamt 230 000 Euro ausgesetzt.
Dem früheren SS-Hauptsturmführer Brunner (95) wird unter anderem
vorgeworfen, in Griechenland und Ungarn an der Deportation von Juden mitgewirkt
zu haben. Gegen beide liegt ein österreichischer Haftbefehl vor. Er soll
seit vielen Jahren in Syrien leben. Heim war in den 60er Jahren untergetaucht.
Berichte, nach denen er inzwischen in Spanien lebt, wurden nicht bestätigt.
Anfang September hatte das Simon Wiesenthal-Zentrum in Jerusalem Österreich
und Deutschland bei der Verfolgung von Nazi-Verbrechern die
Note "mangelhaft" erteilt. Beide Regierungen wiesen
die Vorwürfe zurück. Ein Sprecher des Justizministeriums
in Wien räumte jedoch "Versäumnisse" in
den vergangenen Jahrzehnten" ein. Seit der Amtsübernahme
durch die sozialdemokratische Ministerin Maria Berger im
Januar sei in diesem Bereich "sehr viel passiert".
Der Leiter des Wiesenthal Centers hatte bereits 2005 eine "Kopfprämie" gegen
Heim und Brunner und andere NS-Verbrecher gefordert. Das österreichische "Dokumentationsarchiv
des österreichischen Widerstands" (DÖW) kritisiert,
dass es in Österreich seit den 70er Jahren keine Verurteilung
von Nazi-Verbrechern mehr gegeben habe.
Nach Angaben des Justizministeriums gibt es auch im Fall
der Österreicherin Erna Wallisch (85), die in den Konzentrationslagern
Majdanek und Ravensbrück Opfer selektiert und auf dem
Weg zur Gaskammer bewacht und gequält haben soll, neue
Entwicklungen. Hier würden Zeugen gesucht, um das Verfahren
neu aufrollen zu können. In den 70er Jahren war eine
Anklage gegen Wallisch wegen Verjährung niedergeschlagen
worden. 2005 hieß es aus dem Ministerium, für
einen Mord-Vorwurf reichten die Beweise nicht aus.
volksstimme.de
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