Baden-Baden – Aribert
Heim führte grausame Menschenversuche durch, gehörte
zu den am meisten gesuchten NS-Kriegsverbrechern. Trotzdem
konnte der KZ-Arzt nie gefasst werden. Jetzt erklärte
ein deutsches Gericht den Nazi-Kriegsverbrecher für
tot.
Das Landgericht Baden-Baden stellte das Strafverfahren wegen
mehrfachen Mordes gegen Heim ein. Nach Angaben des Gerichts
gehen die Ermittler davon aus, dass der KZ-Arzt bis zu seinem
Tod unter falschem Namen in Ägypten gelebt hat. 1992 soll
er in Kairo im Alter von 78 Jahren an Krebs gestorben sein.
Wegen seiner Grausamkeit wurde Heim in Nazi-Konzentrationslagern „Dr.
Tod” genannt. Als Revierarzt im österreichischen
KZ Mauthausen soll er von Oktober bis November 1941 in zahlreichen
Fällen Häftlinge durch Spritzen oder unnötige
Operationen bestialisch ermordet haben:
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Er spritzte Gefangenen Benzin und Chemikalien ins Herz, machte
akribisch Notizen über ihre Reaktionen.
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Er entnahm gesunden Häftlingen ohne Betäubung Organe,
führte über seine Taten Buch.
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Aus der gegerbten Haut von jüdischen Insassen ließ er
einen Lampenschirm für den Lagerkommandanten basteln.
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Er suchte Gefangene mit gesunden Gebissen aus, ließ sie
töten. Die ausgekochten Schädel stellte er sich auf
den Schreibtisch.
Kurz vor Kriegsende 1945 nahmen US-Soldaten Heim in Kriegsgefangenschaft.
Sie verhörten den Mediziner, nahmen Fingerabdrücke,
aber ahnten nicht, welche Gräueltaten er begangen hatte.
1947 kam Heim frei, 1949 heiratete er, seine Frau brachte
zwei Söhne zur Welt. Aribert Heim konnte unbehelligt weiter
praktizieren, arbeitete als Frauenarzt in Bad Nauheim und Baden-Baden. Erst Anfang der 1960er Jahre kamen die
Ermittlungsbehörden durch Aussagen von Ex-Häftlingen
und den ausgewerteten KZ-Protokollen Heims auf die Spur des
SS-Arztes. 1962 stellten sie einen Haftbefehl wegen Mordes
aus.
Kripo-Beamte wollten ihn in seiner Villa festnehmen – doch
Heim war über Nacht geflohen!
Trotz jahrzehntelanger Fahndung in ganz Europa und Südamerika
gelang es nicht, seinen Aufenthaltsort zu ermitteln. Meldungen über
seinen Tod hatten Fahnder und Nazi-Jäger stets infrage
gestellt.
Erst 2009 gelang der Durchbruch: Zielfahnder des baden-württembergischen
Landeskriminalamtes (LKA) hatten über Jahre in Ägypten
versucht, den Aufenthaltsort des Nazi-Schergen zu ermitteln.
Heim soll 30 Jahre in Ägypten unter falschen Namen gelebt
haben!
Nach Berichten der „New York Times” und des ZDF
im Februar 2009 wurde vermutet, dass sich der NS-Verbrecher
zunächst über Jahre unter seinem zweiten Vornamen
Ferdinand Heim in Kairo versteckt gehalten hatte.
Später soll er konvertiert und unter dem Namen Tarek
Hussein Farid bis zu seinem Tod 1992 in Kairo gelebt haben.
Lange war unklar, ob der am 10. August 1992 gestorbene Tarek
Hussein Farid mit Heim identisch ist.
In diesem Frühjahr legte der Verteidiger des Angeschuldigten
neben weiteren Unterlagen schließlich eine Urkunde über
dessen Konvertierung vor. LKA-Experten bestätigten nun
die Echtheit der Urkunde.
Laut Gericht hätten auch die „glaubhaften Angaben” des
Sohnes von Heim keine Zweifel daran gelassen, dass der Angeschuldigte
mit Tarek Hussein Farid identisch war und 1992 gestorben
ist.
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