Geheimorganisation
soll Kriegsverbrecher 1982 getötet haben.
Französische Nazi-Jäger Serge Klarsfeld und das Simon Wiesenthal Center
Jerusalem zweifeln an den Aussagen eines israelischen Oberst.
Einer der meistgesuchten mutmaßlichen NS-Verbrecher,
der aus Österreich stammende frühere SS-Arzt im
KZ Mauthausen, Aribert Heim, sei 1982 aufgespürt und
von einer Geheimorganisation getötet worden. Dies schreibt
der israelische Oberst Danny Baz in einem autobiografischen
Werk, das am Dienstag in Frankreich erscheinen soll. Greifbare
Beweise dafür legt er in seinen Schilderungen allerdings
nicht vor und auch der französische Nazi-Jäger
Serge Klarsfeld zweifelt an deren Wahrhaftigkeit.
Baz schildert in seinem Buch mit dem Titel "Ni oubli,
ni pardon. Au coeur de la traque du dernier nazi" (Weder
Vergessen noch Verzeihen. Im Zentrum der Treibjagd nach dem
letzten Nazi), er habe in den 80er Jahren der geheimen amerikanischen
Organisation "Die Eule" angehört. Diese habe
es sich zur Aufgaben gemacht, die letzten Nazis, die sich
nach Amerika geflüchtet hatten, zu fassen.
In Kanada sei Heim vor 25 Jahren von Leuten der "Eule" geschnappt
worden, so der Oberst der Luftwaffe und Spezialist für
Kommandooperationen weiter. Danach sei er "abgeurteilt" und
auf der Insel Santa Catalina vor der kalifornischen Küste
exekutiert worden. "Aribert Heim ist tot. Ich war an
der Operation beteiligt, die zu seiner Hinrichtung 1982 geführt
hat", schreibt der Offizier im Vorwort zu seinem Buch,
das der Nachrichtenagentur AFP vorliegt.
Laut Danny Baz operierte "Die Eule" unter größter
Geheimhaltung und in der Illegalität. Die Organisation
habe allerdings die Unterstützung hochrangiger Leute
beim US-Auslandsgeheimdienst CIA, bei der Bundespolizei FBI
und bei den israelischen Geheimdiensten erhalten. Sie sei
von einem Mauthausen-Überlebenden gegründet worden.
"Dieses Buch ist der Bericht von streng wahrheitsgemäßen
Fakten. Allerdings wurden bestimmte Episoden absichtlich
aus Gründen der Vertraulichkeit verschwiegen",
schreibt Baz in seinem Vorwort. Das Buch ist im Stil eines
Romans verfasst.
Für Serge Klarsfeld, den Gründer der Vereinigung
der Söhne und Töchter jüdischer Deportierter
Frankreichs, ist das Werk Baz' "eine große Fantasie".
Er habe nie von "Die Eule" gehört. "Wenn
diese Organisation existieren würde, dürften sie
annehmen, dass ich davon gehört hätte", sagte
er. Aribert Heim sei sicherlich genauso wie der Eichmann-Gehilfe
Alois Brunner, ein Eichmann-Gehilfe eines natürlichen
Todes gestorben, so der Nazi-Jäger.
Auch das Simon Wiesenthal Center Jerusalem bezweifelt, dass
Heim tot ist. "Das ist total unwahrscheinlich",
kommentierte der Direktor des Zentrums, Efraim Zuroff, dahingehende
Berichte. Zuroff verweist auf einen Brief aus dem Jahr 1986,
der Heim zugeschrieben wird. "Danny Baz hat derartige
Behauptungen schon vor fünf Jahren in der israelischen
Presse getätigt, wonach seine Gruppe 25 Nazis auf dem
amerikanischen Kontinent exekutiert habe, ohne weder den
Namen eines dieser Verbrecher zu liefern noch das Geringste
zur Bestätigung seiner Aussagen", fügte Zuroff
hinzu. Seinem Kenntnisstand nach und jenem der deutschen
Polizei, die Heim suche, sei dieser noch am Leben. Er verstecke
sich in Spanien oder in Südamerika.
Der 1914 in Bad Radkersburg in der Steiermark geborene Aribert
Heim wäre heute 93 Jahre alt. Er wurde wegen seiner
grausamen Menschenversuche als "Doktor Tod" bekannt.
Ihm wird vorgeworfen, während des Zweiten Weltkriegs
in den Konzentrationslagern Buchenwald und Mauthausen zahlreiche
Insassen gefoltert und durch Herzinjektionen getötet
zu haben.
Nach dem Krieg praktizierte er in Baden-Baden (Baden-Württemberg)
als Frauenarzt. 1962 tauchte er unter. Für seine Ergreifung
haben Behörden und Private Belohnungen von insgesamt
etwa 230.000 Euro ausgesetzt, darunter die Polizei in Baden-Württemberg
130.000 Euro und das österreichische Justizministerium
50.000 Euro. Auf der Liste der "Meistgesuchten Nazi-Kriegsverbrecher" des
Simon Wiesenthal Zentrums steht Heim an zweiter Stelle hinter
dem früheren SS-Hauptsturmführer Alois Brunner,
dem als Gehilfen Adolf Eichmanns vorgeworfen wird, u.a. in
Griechenland und Ungarn an der Deportation von Juden mitgewirkt
zu haben.
Zuletzt wurde dann vermutet, Heim habe sich nach Chile abgesetzt.
Eine uneheliche Tochter von Heim soll in den 70er Jahren
in Chile studiert haben und dort bis heute leben, hieß es.
Heims Familie hatte angegeben, der Gesuchte sei 1993 in Argentinien
gestorben, jedoch keine Sterbeurkunde vorgelegt und auch
das Erbe nicht angetreten.
wienerzeitung.at
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