Der Todesarzt
von Mauthausen, Aribert Heim, dürfte am Leben sein, sagt
Historiker Zuroff - Dass er in Kalifornien getötet wurde,
sei reine Erfindung
Der Todesarzt von Mauthausen, Aribert Heim, dürfte am
Leben sein, sagt der Historiker Efraim Zuroff. Dass der SS-Mann
1982 von einem Geheimkommando in Kalifornien getötet wurde,
sei reine Erfindung.
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Der SS-Arzt Aribert Heim war in Vergessenheit geraten. Seit über
40 Jahren war "Dr. Tod" untergetaucht. Es gab keine
heiße Spur. 2004 änderte sich das schlagartig.
Die deutschen Behörden entdeckten damals ein Berliner
Konto mit einer Million Euro Guthaben. Der Inhaber war jener "Doktor" Heim,
der in den KZs Sachsenhausen, Buchenwald und Mauthausen von
1941 bis 1945 hunderte Menschen mit Giftspritzen ermordet
haben soll. In Deutschland wurde eine Ergreiferprämie
ausgesetzt, eine Sonderkommission eingerichtet. Heim lebt,
stand für die Ermittler fest.
Vergangenes Wochenende ist die bisher spektakulärste
These über den Verbleib Heims aufgetaucht. Der ehemalige
israelische Offizier Danny Baz behauptet in seinem neuen
Buch ("Weder Vergessen noch Verzeihen. Im Zentrum der
Treibjagd nach dem letzten Nazi"), dass er 1982 an der
Tötung Heims beteiligt war. Eine Gruppe namens "Eule" soll
Heim auf eigene Faust ausgeforscht und in Kalifornien getötet
haben.
"Unmöglich"
"
Das ist unmöglich", sagt der Historiker und Leiter
des Simon-Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem, Efraim Zuroff. "Alles
deutet darauf hin, dass Heim lebt." Da sei etwa ein
Brief Heims aus dem Jahr 1986, der belege, dass Heim damals
noch am Leben war. Baz wolle mit seinen Angaben nur PR für
sein neues Buch machen.
Seit dem Fund des Berliner Bankkontos jagt auch Zuroff den "kleinen
Mengele" Heim. Der in Bad Radkersburg geborene Heim
ist die Nummer zwei auf der Liste des Wiesenthal-Zentrums
der meistgesuchten Kriegsverbrecher. Nummer eins ist der österreichische
Eichmann-Vertraute Alois Brunner, der aber laut Zuroff in
Syrien verstorben sein könnte. "Was die Suche nach
Heim so schwer macht, ist, dass er sehr wohlhabend ist",
erzählt Zuroff.
Heim arbeitete bis 1962 unbehelligt als Mediziner in Deutschland.
Dann wurde ein Haftbefehl gegen ihn erlassen, Heim tauchte
ab. Zuroff vermutet, Heim lebe heute in Spanien oder Südamerika.
Zuroff will den SS-Arzt nicht nur vor Gericht stellen, damit
ein Verbrecher nicht ungeschoren davonkommt. "Er ist
ein Symbol für die Pervertierung der Medizin im Dienste
der Nazis." Und es geht darum, ein Zeichen zu setzten,
dass die Welt die Shoah bis heute nicht vergessen hat. Sollte
Heim verhaftet werden, empfiehlt Zuroff eine Anklage in Österreich. "Das
hätte die größte Wirkung. Schließlich
wurde in Österreich seit 30 Jahren kein NS-Verbrecher
mehr verurteilt." (András Szigetvari/DER STANDARD;
Printausgabe, 15.10.2007)
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