18. Juli 2013 tachles.ch
Operation «Letzte Chance II» läuft an

Am 23. Juli beginnt in Deutschland die «Operation Letzte Chance II», eine Publizitätskampagne des Simon-Wiesenthal-Zentrums, deren Ziel es ist, das Aufspüren noch lebender Nazi-Kriegsverbrecher zu fördern und die Betreffenden der Gerechtigkeit zuzuführen, fast 70 Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs. Nazijäger sind ermutigt durch die letzten Monat erfolgte Verfolgung von László Csatáry, der bei der Deportation von Juden nach Auschwitz geholfen hat, und bei der in Deutschland stattgefundenen Verhaftung von Hans Lipschis, der als ehemaliger Wächter im KZ Auschwitz verdächtigt wird. Im Rahmen der Kampagne werden in grossen Städten Plakate aufgehängt, auf denen die Öffentlichkeit eingeladen wird, beim Aufspüren von Verdächtigten zu helfen. Es werden Belohnungen von bis zu 25000 Euros in Aussicht gestellt. Auf dem Plakat ist ein Schwarz-Weiss Foto des berüchtigten «Tor des Todes» des Nazi-Vernichtungslagers Birkenau zu sehen, und die zum Lage führenden Eisenbahnschienen. Der Slogan «Spät, aber nicht zu spät» prangt über dem Plakat. «Uns bleiben nicht mehr als zwei, maximal drei Jahre, das ist alles», sagt Efraim Zuroff, Leiter des Israel-Büros des Simon-Wiesenthal-Zentrums. Die Jagd konzentriert sich nicht mehr auf hochrangige Holocaust-Verbrecher, sondern auf die tausenden von Menschen, die als Helfershelfer in der Todesmaschinerie mitwirkten. Laut Zuroff dürften etwa 60 Personen noch leben und im Stand sein, vor Gericht zu gehen. «Jeder Prozess ist eine wichtige Erinnerung daran, dass den Opfern des Holocausts immer noch Gerechtigkeit widerfahren kann.» Fortgeschrittenes Alter mindere die Schuld nicht, erklärte Zuroff.  – Was die Kosten der Kampagne betrifft, wollte das Wiesenthal-Zentrum keine präzisen Angaben machen, sagte aber, die Finanzierung kam vorwiegend von kleinen, privaten Spenden. Auf der Meistgesuchtenliste findet sich Gerhard Sommer, 92, ein ehemaliges Mitglied von Hitlers SS, der im Verdacht steht, in das Massaker von 650 Zivilisten in Italien verwickelt zu sein. Ein Anderer ist Sören Kam, der nach Angaben des Zentrums als Offizier in der Viking-Division der SS diente und bei der Ermordung eines gegen die Nazis eingestellt gewesenen dänischen Zeitungsverlegers mitgewirkt haben soll. Zwei Mal hat Deutschland sich geweigert, Kam nach Dänemark auszuliefern. 

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