05.09.2013 | 15:12 Uhr pnp.de
Ehemaligen KZ-Wächtern droht Prozess: Passauerin auf der Liste

Fast 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs müssen sieben mutmaßliche NS-Verbrecher aus Bayern mit Anklagen rechnen. Eine Angeklagte soll aus Passau kommen.

Die NS-Fahndungsstelle in Ludwigsburg will nach ihren Vorermittlungen die Verfahren an die Staatsanwaltschaften abgeben. Die Ermittlungsbehörden müssten dann entscheiden, ob sie Anklage erheben wollen, erklärte der Leiter der Fahndungsstelle, Kurt Schrimm. Bundesweit hatte die Fahndungsstelle 30 Beschuldigte ermittelt, sieben weitere leben im Ausland. Ihnen wird Beihilfe zum Mord im Konzentrationslager Auschwitz vorgeworfen. Die Untersuchungen waren nach dem Urteil gegen den KZ-Aufseher John Demjanjuk in Gang gekommen. 2011 hatte das Landgericht München Demjanjuk wegen Beihilfe zum Mord an mehr als 28.000 Menschen schuldig gesprochen.

Wie das "Wochenblatt" berichtete, kommt eine Person auf der Liste aus Passau. Es handelt sich um eine 1920 geborene Frau. Ebenfalls vorermittelt wurde gegen einen Traunsteiner und einen Landshuter, beide Jahrgang 1923.

Der älteste der Beschuldigten wurde 1916 geboren, der jüngste im Jahr 1926. Schrimm warnte vor überzogenen Erwartungen. "Es kann sein, dass einige Wenige übrigbleiben." Er sprach von einem Wettlauf gegen die Zeit. Die Zentralstelle habe unabhängig vom Gesundheitszustand der Beschuldigten ermittelt. Ob jemand verhandlungsunfähig sei, müsse die Staatsanwaltschaft klären.

Bisher blieben viele mutmaßliche NS-Täter straffrei, weil der Bundesgerichtshof 1969 im Fall Auschwitz festgelegt hatte, dass für eine Verurteilung wegen Beihilfe zum Mord die individuelle Schuld nachgewiesen werden muss. Durch den Demjanuk-Prozess änderte sich diese Rechtsauffassung.

Das Wiesenthal-Zentrum in Israel äußerte sich "tief befriedigt". "Die Ankündigung stellt einen Meilenstein dabei dar, Nazi-Kriegsverbrecher zur Rechenschaft zu ziehen", schrieb Efraim Zuroff, Direktor im Zentrum, in einer in Israel veröffentlichten Erklärung.

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