07. November 2013, 12:27 Uhr spiegel.de
Priebkes Grab auf Gefängnisfriedhof entdeckt
Von Hans-Jürgen Schlamp, Rom

Über seine Beisetzung wurde heftig gestritten, jetzt ist der verstorbene NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke offenbar auf einem italienischen Gefängnisfriedhof beerdigt worden. Das enthüllt die Tageszeitung "La Repubblica".

Kein Name, kein Datum, nur eine Nummer steht auf dem Kreuz. Wenige Eingeweihte wissen, dass es die Grabstätte von Erich Priebke ist. Der Chefredakteur der römischen Tageszeitung "La Repubblica", Ezio Mauro, hat das Grab nach eigenen Angaben ausfindig gemacht: auf einem alten Gefängnisfriedhof. Seit 20, womöglich 30 Jahren, so schreibt er in der Donnerstagsausgabe, sei dort niemand mehr beerdigt worden. Nur ein Grab sei frisch ausgehoben, in großer Eile offenbar. Das von Erich Priebke.

Priebke war als SS-Offizier im Frühjahr 1944 maßgeblich an der Ermordung von 335 Menschen in den Ardeatinischen Höhlen am Rande Roms beteiligt. 1988 wurde er als Kriegsverbrecher zu lebenslanger Haft verurteilt, die aber wegen seines hohen Alters in Hausarrest umgewandelt wurde. Am 11. Oktober starb er im Alter von 100 Jahren in Rom. Darum, wo der "Schlächter der Ardeatinischen Höhlen" beerdigt werden sollte, entzündete sich sofort heftiger Streit.

Verwahrlost sei das Gelände, von Unkraut überwuchert, die kleine Kapelle wirke "wie seit einem Jahrhundert verschlossen", die Namen auf den windschiefen Holzkreuzen seien kaum noch zu entziffern, schreibt Ezio Mauro.

Gegen eine Beisetzung in Rom gab es massive Proteste. Argentinien, wohin er nach Kriegsende geflüchtet war und wo er lange gelebt hatte, wollte seinen Leichnam ebenso wenig wie sein deutscher Geburtsort Hennigsdorf. Auch eine geplante Trauerfeier für Priebke bei der erzkonservativen Pius-Bruderschaft wurde nach heftigen Protesten abgesagt. So wurde sein Sarg auf einem Militärflughafen nicht weit von Rom zwischengelagert, bis sich die italienischen Behörden und die Familie auf einen Ort für eine geheime Beisetzung geeinigt hatten.

Wo genau sich das Grab befindet, enthüllt der "La Repubblica"-Chefredakteur freilich ebenso wenig, wie die Quellen, die ihn zum Grab führten. Mit der strikten Geheimhaltung soll verhindert werden, dass Neonazis aus dem Priebke-Grab eine Kultstätte machen können.

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