25.11. 2013 wa.de
Vier mutmaßliche NS-Kriegsverbrecher aufgespürb

München - Die im Juli vom Simon-Wiesenthal-Zentrum gestartete Plakatkampagne zur Suche nach den letzten noch lebenden NS-Kriegsverbrechern hat jetzt zu vier Ermittlungsverfahren geführt.

In Ludwigsburg, Berlin und Dortmund seien von den Staatsanwaltschaften Ermittlungen aufgenommen worden, sagte Nazijäger Effraim Zuroff am Montag in München vor Journalisten. In einem Fall handle es sich um eine Frau, die im Vernichtungslager Auschwitz an der Judenvernichtung beteiligt gewesen sein soll.

Das Simon-Wiesenthal-Zentrum will seine im Juli unter dem Motto "Spät, aber nicht zu spät" in drei deutschen Städten gestartete Kampagne auf acht weitere Städte ausweiten. In München, Stuttgart, Frankfurt, Nürnberg, Leipzig, Dresden, Magdeburg und Rostock sollten in den kommenden Tagen insgesamt über 2000 Plakate aufgehängt werden.

Zuroff bezeichnete den Start der Kampagne in Berlin, Hamburg und Köln als großen Erfolg. Die Resonanz in der Bevölkerung sei enorm gewesen. Insgesamt 285 Menschen hätten konkrete Informationen bei der Suche nach NS-Kriegsverbrechern liefern können. Diese hätten auf 110 Verdächtige hingedeutet, die heute in 17 verschiedenen Staaten leben. 81 dieser Verdächtigen leben laut Zuroff in Deutschland.

Die meistgesuchten Nazi-Verbrecher

Unter den vier Fällen, in denen Ermittlungsverfahren eingeleitet wurden, sei eine Frau, die in verschiedenen Konzentrationslagern im Einsatz gewesen sei, darunter auch Auschwitz. Dieser Fall werde von der Zentralen Stelle zur Verfolgung von NS-Kriegsverbrechern in Ludwigsburg behandelt. Außerdem gingen die Ludwigsburger Ermittler in einem zweiten Fall einem Hinweis auf mögliche Kriegsverbrechen nach, sagte Zuroff.

Nach seinen Angaben ermittelt die Staatsanwaltschaft Dortmund außerdem gegen einen Mann, der als Mitglied der Waffen-SS an dem Massaker im französischen Oradour im Jahr 1944 beteiligt gewesen sein soll. Die Waffen-SS tötete in dem Dorf damals 642 Menschen. Bei dem vierten Verdächtigen handle es sich um einen KZ-Wächter, der im Konzentrationslager Dachau eingesetzt worden sein soll. Dieser Fall werde von der Staatsanwaltschaft in Berlin behandelt.

Zuroff sagte, die Ermittler nähmen alle Hinweise "sehr ernst". Alle vier Verdächtigen seien Mitte bis Ende achtzig. Von den im Zuge der Kampagne für wertvolle Informationen versprochenen bis zu 25.000 Euro zahlte das Simon-Wiesenthal-Zentrum bislang aber noch nichts aus.

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