26.11.2013 - 00:25 Uhr bild.de
Nazi-Jäger setzen Kopfgeld aus
Von PHILIPP-MARC SCHMID

Stuttgart/Ludwigsburg – Sonst hängen zur Vorweihnachtszeit in den Leuchtkästen an den Bahnhöfen Reklame für H&M oder Juwelier Christ. Auf diesen Plakaten ist aber ein Foto aus dem dunkelsten Kapitel unserer Geschichte zu sehen: Die Zufahrt zu einem KZ.

Jetzt fahnden Nazi-Jäger in Stuttgart mit Postern nach alten Kriegsverbrechern. Das Simon-Wiesenthal-Center lobt bis zu 25 000 Euro Kopfgeld für Hinweise aus der Bevölkerung aus.

350 dieser Fahndungs-Plakate werden Anfang Dezember in Stuttgart aufgehängt. In Berlin, Hamburg und Köln hingen sie bereits im Sommer, brachten über 200 Hinweise auf 110 Verdächtige.

„Wir suchten uns Stuttgart aus, weil es eine Pendler-Stadt ist. So wird der Aufruf von besonders vielen Passanten gesehen“, sagt Dr. Efraim Zuroff (65) vom Simon-Wiesenthal-Center.

Die Informationen aus Stuttgart sollen dann von den Nazi-Fahndern der Zentralstelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg bearbeitet werden.

„Zuvor gehen unsere Historiker den Hinweisen nach, überprüfen sie“, erklärt Zuroff seine Arbeit. „Dann schicken wir Privat-Detektive los, die das Umfeld der Personen beleuchten. Die Erkenntnisse übergeben wir dann den Staatsanwälten in Ludwigsburg.“

„Operation Last Chance II“, nennt sich die Plakat-Fahndung (übersetzt: „Operation letzte Chance II“). Eine Anspielung auf das hohe Alter der letzten Nazi-Schergen, die sich noch immer verstecken.

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