Jerusalem (dpa)
- Der als "Dr. Tod" bekanntgewordene SS-Arzt Aribert
Heim ist erstmals der weltweit meistgesuchte Nazi- Kriegsverbrecher.
Das Simon-Wiesenthal-Zentrum in Jerusalem veröffentlichte
am Mittwoch eine neue Liste der Meistgesuchten. Danach hat
der gebürtige Österreicher den Nazi-Kriegsverbrecher
Alois Brunner als Nummer 1 auf der Liste abgelöst.
Heim wird beschuldigt, im ehemaligen Konzentrationslager
Mauthausen hunderte Häftlinge mit
tödlichen Injektionen unter anderem
direkt ins Herz umgebracht zu haben. Der
93-Jährige hatte nach dem Krieg unter
anderem als Frauenarzt in Baden-Baden praktiziert.
1962 tauchte er vor Vollstreckung eines
Haftbefehls unter. Der Leiter des Wiesenthal-Zentrum
Efraim Zuroff vermutet, dass der Gesuchte
mit Hilfe seiner unehelichen Tochter Waltraud
in Südamerika lebt.
An fünfter Stelle der zehn Meistgesuchten
steht Soeren Kam, der zur Zeit in Deutschland
lebt. Das ehemalige SS-Mitglied wird
beschuldigt, für den Tod eines dänischen
Journalisten verantwortlich zu sein.
Er soll außerdem das Einwohnerverzeichnis
der jüdischen Gemeinde in Dänemark
gestohlen und damit die Deportation von
dänischen Juden in deutsche Konzentrationslager
ermöglich haben. Kam wurde nach
Angaben des Wiesenthal-Zentrums in Dänemark
angeklagt. Ein Gericht in Bayern hat
im vergangenen Jahr eine Auslieferung
abgelehnt. Die dänischen Behörden
wollen jetzt den Fall neu aufrollen und
auf Bitte des Wiesenthal-Zentrums Kams
Rolle bei der Deportation dänischer
Juden untersuchen.
Bislang war Brunner der meistgesuchte
Nazi-Kriegsverbrecher. Die Chancen, den
96-jährigen gebürtigen Österreicher
lebend zu ergreifen, seien relativ klein,
schreibt das Wiesenthal-Zentrum. Brunner
sei der wichtigste bislang nicht bestrafte
Nazi-Kriegsverbrecher. Er sei zuletzt im
Jahr 2001 lebend gesehen worden.
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