19.06.2014 deutschlandfunk.de
USA nehmen KZ-Wachmann fest

Auf einen deutschen Haftbefehl hin hat die US-Justiz einen ehemaligen KZ-Wachmann festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, an der Ermordung von 216.000 jüdischen Männern, Frauen und Kindern im Todeslager Auschwitz beteiligt gewesen zu sein.

Ein Bundesgericht in Philadelphia ordnete gestern Haft für den 89-jährigen gebürtigen Tschechen an. Sein Anwalt argumentierte vor Gericht, sein Mandant sei zu gebrechlich für das Gefängnis; dieser leide unter Demenz und habe Herzprobleme. Die Staatsanwaltschaft entgegnete, die Haftanstalt, in die er komme, sei dafür vorbereitet. Der Haftrichter verweigerte ihm wegen der Schwere der ihm zur Last gelegten Taten eine Freilassung auf Kaution. Am 21. August werde es eine gerichtliche Anhörung über die mögliche Auslieferung nach Deutschland geben. Darüber muss letztlich US-Außenminister John Kerry entscheiden.

Der pensionierte Werkzeugmacher gestand nach Angaben der Nachrichtenagentur AP, Wachmann in Auschwitz gewesen zu sein. Er sei aber außerhalb des Lagers stationiert gewesen und habe nichts mit dem Massenmord an etwa 1,5 Millionen Menschen hinter den Toren zu tun gehabt. Seinen Angaben zufolge diente er in der Nähe von Auschwitz in der Feldartillerie der Waffen-SS und desertierte später von der Einheit. Nach dem Zweiten Weltkrieg und nach sowjetischer Kriegsgefangenschaft emigrierte Breyer, der als Sohn einer Amerikanerin in der Tschechoslowakei geboren wurde, in die USA.

Die USA hatten jahrelang vergeblich versucht, ihm die Staatsbürgerschaft abzuerkennen und ihn zu deportieren. Nach Einschätzung des Simon Wiesenthal Zentrums steht der Auslieferung des Mannes nun kaum noch etwas im Wege. Die USA seien erpicht darauf, ihn loszuwerden, sagte dessen Experte Efraim Zuroff.

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