01.12.14 abendblatt.de
NS-Verbrecher Alois Brunner vermutlich seit Jahren tot

Der ehemalige SS-Hauptsturmführer soll für den Tod von etwa 130.000 Juden verantwortlich sein. Brunner wurde zuletzt in der syrischen Hauptstadt Damaskus gesehen. Dort soll er auch begraben worden sein.

Jerusalem. Das Wiesenthal-Zentrum hat Alois Brunner von der Liste der meistgesuchten deutschen NS-Verbrecher entfernt. Bereits vor vier Jahren habe man von einem deutschen Geheimdienstmitarbeiter die Information erhalten, Brunner sei in Damaskus gestorben und begraben worden, sagte der Leiter des Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem, Efraim Zuroff.

"Wir haben immer gehofft, dass wir noch härtere Beweise für diese Information finden, aber es ist uns nicht gelungen." Angesichts der Tatsache, dass Brunner 1912 geboren worden sei, könne man allerdings mit größter Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass er inzwischen wirklich tot sei. Man habe die deutschen Informationen auch als sehr glaubhaft eingestuft. "Deshalb habe ich ihn nicht mehr auf die neue Liste gesetzt."

Der ehemalige SS-Hauptsturmführer soll als "Ingenieur der Endlösung" für den Tod von etwa 130.000 Juden aus mehreren Ländern verantwortlich sein. Brunner wurde zuletzt 2001 in der syrischen Hauptstadt Damaskus gesehen.

"In der arabischen Welt sind NS-Verbrecher wie Helden gefeiert worden", sagte Zuroff. Man könne allerdings nicht sagen, dass Brunner nach dem Holocaust sein Leben friedlich und ungestört gelebt habe. "Er hat ein Auge und drei Finger verloren, zweimal bekam er Briefbomben", sagte Zuroff. "Der damalige Mossad-Chef in Paris, Izchak Schamir, soll sie ihm geschickt haben."

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