2. Dezember 2014 berliner-kurier.de
Alois Brunner, der „beste Mann“ des Teufels

Damaskus – Er war einer der berüchtigtsten Naziverbrecher. Man nannte ihn „Ingenieur der Endlösung“ – verantwortlich für den Tod von etwa 130.000 jüdischen Kindern, Frauen und Männer. Doch die Justiz fasste ihn nie. Jetzt wurde bekannt, dass Alois Brunner in Damaskus gestorben sein soll. Friedlich, unbehelligt und ohne Reue!

Der gebürtige Österreicher soll bereits 2009 oder 2010 im Alter von 97 Jahren im syrischen Damaskus gestorben sein, berichtet das israelische Nachrichtenportal „Ynet“ unter Berufung auf das Simon-Wiesenthal Center in Los Angeles. „Es kann wegen der Situation in Syrien noch nicht bestätigt werden, aber im Fall Brunner ist davon auszugehen, dass er an Altersschwäche gestorben ist“, sagte der Direktor des Centers, Dr. Efraim Zuroff.

Brunner soll in Damaskus beerdigt worden sein. Dem Vernehmen nach erhielt das Simon-Wiesenthal-Center die Informationen von einem Geheimdienstmitarbeiter. Brunner sei inzwischen von der Liste der 10 meistgesuchten NS-Verbrecher genommen worden.

Der SS-Hauptsturmführer war einer der engsten Mitarbeiter von Adolf Eichmann, einem der Hauptorganisatoren der Judenvernichtung. Eichmann nannte Brunner seinen „besten Mann“. Unter anderem in Wien, Berlin und Paris organisierte Brunner die Deportation Zehntausender Juden in die Gaskammern von Auschwitz und anderer Vernichtungslager.

Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb Brunner bis 1954 unter falschem Namen in Deutschland. Danach flüchtete er nach Syrien, lebte dort als „Dr. Georg Fischer“. Er war sogar „Berater für Judenfragen“ beim syrischen Geheimdienst. Syrische Behörden dementierten mehrfach, dass Brunner in ihrem Land lebe. Bei zwei Briefbombenattentaten, wohl vom israelischen Geheimdienst Mossad initiiert, verlor Brunner ein Auge und vier Finger.

Obwohl mit internationalem Haftbefehl gesucht, wurde keine Behörde des mehrfach in Abwesenheit verurteilten Verbrechers habhaft. Journalisten aber spürten ihn auf. So sagte er 1987 zu einem österreichischen Reporter: „Junger Freund, lassen Sie mir das schöne Wien grüßen und seien Sie froh, dass ich es für Sie judenfrei gemacht habe.“ Reue zeigte er in den Gesprächen nie.

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