Sie organisierten
Verbrechen, folterten, mordeten: Viele von Hitlers Nazi-Schergen
sind längst tot. Doch einige leben noch – so wie
der SS-Arzt Aribert Heim. Er ist der weltweit meistgesuchte
Nazi-Verbrecher.
Er
wird auch „Dr. Tod“ genannt:
Der österreichische Mediziner Aribert
Heim führt die aktuelle Liste gesuchter
Nazi-Verbrecher des Simon-Wiesenthal-Zentrums
an. Darauf stehen Hunderte Verdächtige,
die sich schwerster NS-Verbrechen schuldig
gemacht haben und noch auf freiem Fuß sein
sollen.
Gift ins Herz gespritzt!
Heim soll KZ-Häftlinge grausam gefoltert
und getötet haben. Er wird beschuldigt,
1941 im ehemaligen Konzentrationslager
Mauthausen Hunderte Häftlinge mit
tödlichen Injektionen – unter
anderem direkt ins Herz – umgebracht
zu haben.
„Von allen Lagerärzten in Mauthausen
war Heim der schrecklichste“, sagte
ein politischer Gefangener 1949 aus. Heim
arbeitete nach dem Krieg als Arzt in Süddeutschland.
Als 1962 Anklage gegen ihn erhoben wurde,
tauchte er unter.
Heim wäre heute 93 Jahre alt, und „wir
haben gute Gründe zuglauben, dass
er noch am Leben ist“, sagte der
Direktor des Zentrums, Efraim Zuroff.
Eine Medienkampagne in Südamerika
soll jetzt helfen, den NS-Folterer aufzuspüren.
Darin soll auf die Belohnung in Höhe
von 485.000 Dollar (310.000 Euro) für
Heims Festnahme verwiesen werden.
Die Belohnung wurde von dem Zentrum gemeinsam
mit Deutschland und Österreich ausgesetzt.
Heim hat zwei Söhne in Deutschland
und eine Tochter, die in Chile lebte. Ihr
derzeitiger Aufenthaltsort ist nicht bekannt.
Sie soll Heim bei der Flucht geholfen haben.
Ein in Deutschland eingefrorenes Konto,
das Heim zugerechnet wird, weise mehrere
Hunderttausend Euro Guthaben auf. Mögliche
Erben hätten sich nicht gemeldet,
so ein Sprecher des baden-württembergischen
Landeskriminalamts.
Aribert Heim steht zum ersten Mal ganz
oben auf der Wiesenthal-Liste. Er löste
den Kriegsverbrecher Alois Brunner ab.
Die Chancen, den 96-jährigen gebürtigen Österreicher
lebend zu ergreifen, seien relativ klein,
schreibt das Wiesenthal-Zentrum. Brunner
sei der wichtigste bislang nicht bestrafte
Nazi-Kriegsverbrecher. Er sei zuletzt im
Jahr 2001 lebend gesehen worden.
Außer Heim stehen ganz oben auf
der Verbrecher-Liste:
John Demjanjuk: Der mutmaßliche
ehemalige KZ-Aufseher wehrt sich gegen
seine Auslieferung aus den USA.
Sandor Kepiro: Während des Krieges
soll der Ungar in die Ermordung von mehr
als 1000 Zivilpersonen in Serbien verwickelt
gewesen sein.
Milivoj Asner: Er war Polizeichef in Kroatien
und lebt heute in Österreich. Er soll
an der Deportation von Hunderten Menschen
beteiligt gewesen sein.
Sören Kam: Das frühere SS-Mitglied
wird in Dänemark wegen der Ermordung
eines Journalisten 1943 gesucht. Ein bayerisches
Gericht verhinderte 2007 Kams Auslieferung
mit der Begründung, es lägen
keine ausreichenden Beweise für die
Mordvorwürfe vor.
Deutschland holt bei Verfolgung von NS-Verbrechen
auf.
Bei der Notenverteilung, mit dem das Zentrum
die weltweite Verfolgung von Nazi-Kriegsverbrechern
bewertet, erhält Deutschland in diesem
Jahr die zweitbeste Ziffer („gut“).
Efraim Zuroff, sagte, zunächst habe
man Deutschland die schlechteste Note geben
wollen. Eine Anklageerhebung gegen den
ehemaligen Gebirgsjäger Josef Scheungraber
in München im Januar habe aber „alles
geändert“. Er ist angeklagt,
1944 bei einem Massaker an italienischen
Zivilisten teilgenommen zu haben.
Der Holocaust-Überlebende Simon Wiesenthal
hatte nach dem Zweiten Weltkrieg das nach
ihm benannte Dokumentationszentrum zum
Massenmord an den Juden gegründet.
Es war an der Aufspürung von zahlreichen
NS-Verbrechern beteiligt, darunter auch
Adolf Eichmann. In dem vergangenen Bericht
des Zentrums waren noch 1019 Ermittlungen
weltweit anhängig. Diese Zahl ist
in diesem Jahr gesunken. Allerdings stieg
die Zahl der Neuermittlungen von 63 auf
202, wie Zuroff mitteilte.
bild.de
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