16. 1. 2015 volksgruppen.orf.at
Gedenken an 70. Jahrestag von Auschwitz-Befreiung

Mehr als 30 Staaten werden an den Gedenkfeierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee am 27. Jänner teilnehmen. Österreich wird von Bundespräsident Heinz Fischer vertreten. Russlands Staatschef Wladimir Putin lehnt eine Teilnahme aufgrund einer fehlenden Einladung ab. Erwartet werden auch rund 300 Überlebende.

Keine offiziellen Einladungen

Bereits am Dienstag hatte Kreml-Sprecher Dmitrij Pieskow erklärt, Putin habe keine offizielle Einladung erhalten und werde daher nicht teilnehmen. Der polnische Kanzleramtsminister Tomasz Nałęcz konterte daraufhin, keine Regierung habe eine offizielle Einladung erhalten, weil interessierte Staaten ihre Teilnahme selbst bekunden würden. Russland soll nach Informationen der Tageszeitung „Rzeczpospolita“ nun der russische Botschafter in Warschau Sergej Andrejew vertreten.

Simon-Wiesenthal-Zentrum fordert Einladung Putins

Das Simon-Wiesenthal-Zentrum forderte gestern mit Nachdruck eine Einladung Putins. Wenn es jemand verdient, bei der Gedenkfeier zur Befreiung anwesend zu sein, ist es Wladimir Putin", schrieb Efraim Zuroff, der Direktor der israelischen Abteilung des Zentrums in Jerusalem nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa. Die Rote Armee habe Auschwitz am 27. Jänner 1945 befreit und dem Massenmord im größten deutschen Vernichtungslager ein Ende gesetzt. Der Kreml-Chef sei deshalb trotz der Spannungen angesichts des Ukraine-Konflikts ein „besonders wichtiger Gast“, betonte Zuroff.

Neben dem polnischen Präsidenten Bronisław Komorowski wollen auch die Staatschefs von Kroatien Ivo Josipović, Frankreich François Hollande, Deutschland Joachim Gauck und der Ukraine Petro Poroschenko nach Auschwitz kommen. Ihre Teilnahme zugesagt haben zudem Belgiens König Philipp I und Willem-Alexander aus den Niederlanden. Wie die USA und Israel vertreten sein werden, ist noch offen.

300 Überlebende erwartet

Zwischenzeitlich hatte es geheißen, die Gedenkveranstaltung vor dem „Todestor“ in Auschwitz solle den Überlebenden - rund 300 werden am 27. Jänner erwartet - vorbehalten bleiben. Parallel dazu wurde in Prag und im früheren Konzentrationslager Theresienstadt (Terezin) eine internationale Veranstaltung für den 26. und 27. Jänner organisiert. Medienberichten zufolge war es deshalb zwischen Polen und Tschechien zu Spannungen gekommen. Nun kommen die hochrangigen, internationalen Vertreter aber doch nach Polen.

Ermordung von 1,1 Millionen Menschen

In den nazideutschen Vernichtungslagern Auschwitz und Birkenau wurden während des Holocausts zwischen 1940 und 1945 mindestens 1,1 Millionen Menschen, vor allem Juden, aber auch Polen, Roma, sowjetische Gefangenen und Menschen anderer Nationalitäten ermordet. Schätzungen gehen davon aus, dass 16.000 bis 18.000 Menschen aus Österreich deportiert wurden. Das 1947 gegründete Museum Auschwitz-Birkenau umfasst ein Gelände von 200 Hektar, auf dem sich 155 erhaltene Gebäude und 300 Ruinen befinden. Die Lager sind seit 1979 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Der 27. Jänner, der Tag der Befreiung von Auschwitz wird als Internationaler Holocaust-Gedenktag begangen.

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