06. 07. 2014 spiegel.de
Vernichtungslager: Fahnder haben 17 mutmaßliche KZ-Aufseher im Visier

Die Nazi-Jäger aus Ludwigsburg suchen noch immer nach Verbrechern aus dem Zweiten Weltkrieg. Jetzt sind die Fahnder 17 Aufsehern des Vernichtungslagers Majdanek auf der Spur, darunter vier Frauen.

Stuttgart - Die NS-Fahndungsstelle in Ludwigsburg hat mutmaßliche KZ-Verbrecher in Deutschland aufgespürt. 17 Aufseher des früheren deutschen Vernichtungslagers Majdanek in Polen stehen derzeit auf der Liste der Fahnder. Unter den Verdächtigen sind auch vier Frauen. "Ihnen wird Beihilfe zum Mord vorgeworfen", sagte Behördenleiter Kurt Schrimm der Nachrichtenagentur dpa. Drei Fälle landeten bereits bei den zuständigen Staatsanwaltschaften. "Die Beweislage ist aber schwierig", sagte Schrimm.

Seit 1958 sind die Fahnder für die NS-Stelle auf der Suche. Ihre Aufgabe: Sie sollen Täter ermitteln und mithilfe der Staatsanwaltschaften vor Gericht bringen. Die Ermittler hatten nach Verdächtigen gesucht, die von September 1942 bis September 1943 in Majdanek aktiv waren. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Majdanek als Vernichtungslager genutzt.

"Majdanek ist ein sehr kompliziertes Lager und für uns schwieriger zu bearbeiten, weil es keinen abgegrenzten Tötungsbereich gab, wie in anderen Nazi-Lagern", sagte Schrimm. Zur Verschleierung ihrer Taten hätten die Lagerangehörigen zum Kriegsende hin Juden nicht selbst getötet, sondern von Einheiten von außerhalb erschießen lassen. "Wir haben wenig Material, die Dokumentenlage ist nicht optimal."

Erfolge konnte die Behörde bereits Ende 2013 melden: 32 Vorermittlungen wegen Beihilfe zum Mord in Auschwitz übergaben die Fahnder an Staatsanwaltschaften in elf Bundesländern. Neun mutmaßliche Täter sind verhandlungsunfähig. Gegen vier konnte der Tatnachweis nicht erbracht werden. In einem Fall war ein Tatverdächtiger bereits in Polen wegen der gleichen Vorwürfe verurteilt worden. Vier Tatverdächtige sind gestorben. 14 Verfahren sind noch bei den Staatsanwaltschaften anhängig. Sieben weitere mutmaßliche Auschwitz-Täter leben im Ausland.

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