06.02.2016 hiergeblieben.de
40 Nebenkläger beim NS-Prozess / Das Landgericht Detmold verhandelt erstmals ein Strafverfahren an einem anderen Ort

Detmold (WB/bex). Der Prozess gegen den ehemaligen Auschwitz-Wachmann Reinhold H. aus Lage (94) wird unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen stattfinden.

Erstmals wird das Detmolder Landgericht einen Strafprozess außerhalb des Gerichtsgebäudes führen. Wegen der großen Zahl der Nebenkläger - es sind 40 mit insgesamt 14 Rechtsanwälten - und Medienvertreter hat das Landgericht den Saal im Veranstaltungstrakt der IHK in Detmold angemietet. "Das ist ein Novum", sagt Richterin Anneli Pauline Neumann. Zu den zwölf Verhandlungstagen werden jeweils zwei mobile Sicherheitsschleusen aufgebaut, ebenso ein Gepäckdurchleuchtungsgerät, wie es im Landgericht üblich ist. Das auf 60 Personen beschränkte Publikum darf allerdings anders als sonst keine Taschen mit in den Saal nehmen. Selbst Journalisten dürfen keine Handys im Verhandlungssaal bei sich führen. "Damit wollen wir verhindern, dass während der Verhandlung Informationen nach draußen gegeben werden", erläutert Neumann. Jeweils fünf Wachmeister sollen vor Ort für Ordnung sorgen. Hinzu kommen Polizisten, die auch das Gebäude absichern und den Verkehr rund um die IHK regeln werden. "Zur Anzahl der Kräfte sagen wir nichts, es gibt aber ein Konzept", sagt ein Sprecher der Polizei Lippe.

Am Mittwochnachmittag beginnt der Aufbau im Saal. Für die IHK bedeutet die Gerichtsverhandlung allerdings keine großen Einschränkung. "Zum Trakt gibt es einen separaten Eingang", sagt Hauptgeschäftsführer Axel Martens. Lediglich bei den Parkplätzen könne es an Prozesstagen zu Engpässen kommen.

Am Donnerstag soll der Prozess gegen Reinhold H. beginnen. Dem ehemaligen SS-Wachmann wird vorgeworfen, im KZ Auschwitz zwischen 1943 und 1944 geholfen zu haben, mindestens 170.000 Menschen zu töten. H. gilt für zwei Stunden pro Prozesstag als verhandlungsfähig. Er sollte in diesen Tagen noch einmal auf seine Verhandlungsfähigkeit untersucht werden. Weitere Anklagen gegen mutmaßliche NS-Verbrecher gibt es in Kiel und Neubrandenburg. Am Freitag teilte das Landgericht im hessischen Hanau mit, dass einem weiteren ehemaligen Wachmann des Konzentrationslagers Auschwitz, Ernst T. (93), der Prozess gemacht werden soll.

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