Ich bin in Weimar aufgewachsen und wurde schon als Kind mit den KZ-Verbrechen in Buchenwald konfrontiert. Die Auseinandersetzung mit der Schuld der Deutschen an den Massenermordungen der Juden hat mich ein Leben lang begleitet und belastet und tut es auch weiterhin. Dennoch sehe ich den Detmolder Auschwitz-Prozess kritisch.

Seit dem Prozess gegen den KZ-Wächter Demjanjuk ist ein grundlegendes Rechtsprinzip verlassen worden, dass nämlich eine zweifelsfrei nachgewiesene individuelle Schuld des Angeklagten für die Verurteilung notwendig ist. Stattdessen soll jetzt ausreichend sein, wenn der Beschuldigte ein Glied in einem mörderischen System war, auch wenn ihm keine individuelle Beteiligung an den Morden nachgewiesen werden kann. Diese meines Erachtens bedenkliche Auffassung vertritt auch die Staatsanwaltschaft in Detmold. Ich bin gespannt, ob das Gericht sich dem anschließen kann. Eine unabhängige, nur dem Recht verpflichtete Justiz ist eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür, dass sich Verbrechen wie die in Auschwitz und Buchenwald nie wiederholen können.

hiergeblieben.de