20. Mai 2008 19:15

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  Polen erhielt Namen und Adressen von 100 SS-Soldaten
SS-Brigade "Dirlewanger" schlug den Warschauer Aufstand nieder - Ermittlungsverfahren erwartet
 
 

Nazi-Jäger Zuroff: Polen soll weiterhin NS-Verbrecher verfolgen Rund 100 Namen von Soldaten und deren Adressen aufgetaucht

Warschau - Polen soll sich nach Auffassung des Leiters des Simon-Wiesenthal-Centers, Efraim Zuroff, um eine Verurteilung der Mitglieder der SS-Brigade "Dirlewanger" bemühen. Wenn es gelinge, ausreichende Beweise zu finden, sollte man diese Angelegenheit schnellstens in Angriff nehmen, sagte Zuroff gegenüber der polnischen Zeitung "Rzeczpospolita" am Dienstag. Erst vergangenes Wochenende hatte "Rzeczpospolita" darüber berichtet, dass das österreichische Rote Kreuz unlängst dem Museum des Warschauer Aufstandes bisher unbekannte Daten über die SS-Einheit übermittelt habe.

Rund 100 Karteikarten enthalten Namen von Soldaten und einige ihrer Adressen. Die Mitarbeiter der Gedenkstätte stellten fest, dass einige von ihnen unter alten Adressen erreichbar sind. Das Institut des Nationalen Gedenkens (IPN) will nun ein Ermittlungsverfahren einleiten. Die Mörder dürften nicht straffrei davonkommen, sagte Nazijäger Zuroff in dem Interview. Das hohe Alter sei kein Hindernis. In der Vergangenheit seien auch 80-jährige zu lebenslangen Gefängnisstrafen verurteilt worden.

Die von Oskar Dirlewanger befehligte SS-Brigade war nach Einschätzung von Historikern besonders brutal. Anfang August 1944 wurde die Sondereinheit zur Bekämpfung der Aufständischen in Warschau eingesetzt. Die Brigade beteiligte sich unter anderem am Massaker der Zivilbevölkerung im Stadtteil Wola, wo rund 40.000 Menschen ermordet worden waren.

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