12.01.17 abendblatt.de
NS-Verbrecher Brunner starb in einer Kellerzelle in Syrien

Paris/Damaskus. Der NS-Kriegsverbrecher Alois Brunner soll nach Recherchen eines französischen Magazins 2001 unter elenden Bedingungen in Syrien gestorben sein. Er habe die letzten Jahre seines Lebens in einer Kellerzelle des Geheimdienstes in Damaskus verbracht, berichtete das Magazin "XXI" am Mittwoch. Es berief sich auf Interviews mit drei früheren syrische Geheimdienstmitarbeitern. "Sie haben ihn sehr schlecht behandelt", sagte einer der Männer über Brunners letzte Jahre. "Er war sehr müde, sehr krank. Er litt und hat viel geschrien, alle haben ihn gehört." Brunner habe "abstoßendes Zeug" zu essen bekommen. Nach dem Bericht soll der frühere SS-Hauptsturmführer bis ins Alter ein überzeugter Nazi gewesen sein.

Der 1912 in Österreich geborene Brunner galt als "Ingenieur der Endlösung" und enger Mitarbeiter des 1962 in Israel hingerichteten Adolf Eichmann. Nach Angaben des Simon-Wiesenthal-Zentrums war Brunner verantwortlich für die Deportation von 128.500 Juden.

Immer wieder gab es widersprüchliche Berichte dazu, ob der international gesuchte Kriegsverbrecher noch lebt. 2014 verkündete das Wiesenthal-Zen­trum, dass Brunner nach Angaben eines deutschen Geheimdienstlers Jahre zuvor in Damaskus gestorben sei.

Schon von 1989 an habe Brunner in seiner Wohnung in einem wohlhabenden Viertel von Damaskus quasi unter Hausarrest gestanden, erzählte Abou Yaman, damals zu Brunners Schutz eingeteilt, der heute in Jordanien lebt. Später soll Brunner dem "XXI"-Bericht zufolge systematisch vom Geheimdienst abgeschirmt worden sein. Ende der 90er-Jahre sei Brunner ins Kellergeschoss der Einheit für Spionageabwehr gebracht worden, sagte ein Ex-Geheimdienstler.

"Wenn dieser Bericht stimmt, dann bin ich extrem glücklich, dass er wie ein Hund gestorben ist, dass er gelitten hat", sagte der Direktor des Jerusalemer Wiesenthal-Zentrums, Efraim Zuroff, am Mittwoch. "Es ist ein schwacher Trost, aber trotzdem ein Trost."

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