16.11.2017 juedische-allgemeine.de
Anklage wegen Beihilfe zum Mord

Die beiden ehemaligen SS-Männer waren zwischen 1942 und 1945 als Wachmänner im KZ Stutthof eingesetzt.

Die Staatsanwaltschaft Dortmund hat gegen zwei ehemalige SS-Männer Anklage wegen Beihilfe zum Mord in mehreren Hundert Fällen erhoben.

Die beiden heute 92 und 93 Jahre alten Beschuldigten aus dem Kreis Borken und Wuppertal seien zwischen 1942 und 1945 als Wachmänner im Konzentrationslager Stutthof bei Danzig eingesetzt gewesen, teilte das Landgericht Münster mit. Dort seien sie für die Bewachung des Lagers und die Beaufsichtigung von Arbeitskommandos außerhalb des Lagers zuständig gewesen.

staatsanwaltschaft Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hätten sie von der Ermordung Hunderter Häftlinge in Gaskammern, durch Genickschüsse oder Giftspritzen gewusst und durch ihre Tätigkeit als Wachdienst Beihilfe dazu geleistet, hieß es in der Mitteilung vom Mittwoch weiter.

Wenn es zum Prozess kommt, werden sich die beiden Männer vor der Jugendkammer des Landgerichts verantworten müssen, da sie zum Zeitpunkt der ihnen vorgeworfenen Taten noch keine 21 Jahre alt waren.

wiesenthal-zentrum Das Simon Wiesenthal Center begrüßte die Entscheidung, die beiden Wachmänner anzuklagen. Efraim Zuroff sagte in einer ersten Stellungnahme: »Während der vergangenen vier Monate hat das Wiesenthal-Zentrum 18 Stutthof-Überlebende, die heute in Israel wohnen, ausfindig machen und so die Vorbereitungen zur Anklage unterstützen können.«

Weitere Überlebende seien in den Vereinigten Staaten und Schweden gefunden worden, hieß es in der Presseerklärung weiter. Es seien vorrangig Juden aus litauischen Ghettos und ungarische Juden, die zunächst nach Auschwitz deportiert wurden. Zuroff rief jeden, der Informationen zu Überlebenden des Konzentrationslagers Stutthof hat, dazu auf, sich baldmöglichst an das Wiesenthal-Zentrum zu wenden. Laut Wiesenthal-Zentrum wurden schätzungsweise 110.000 Juden und Nichtjuden nach Stutthof deportiert. 85.000 wurden dort ermordet.

spiegel.de