Mittwoch, 04.04.2018 16:46 Uhr spiegel.de
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen 96-Jährigen

Deutsche Soldaten erschossen im Jahr 1941 mehr als 33.000 Menschen in einer Schlucht bei Kiew. Jetzt wird gegen einen 96-Jährigen ermittelt - er gehörte damals der Waffen-SS an.

Die Staatsanwaltschaft Kassel ermittelt gegen einen 96-Jährigen aus dem nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis wegen möglicher Beteiligung an einem Massaker im Zweiten Weltkrieg. Es liege ein Anfangsverdacht vor, sagte ein Sprecher.

Der Mann soll 1941 als Angehöriger eines Bataillons der Waffen-SS am Massaker im ukrainischen Babi Jar beteiligt gewesen sein. Deutsche Soldaten erschossen damals fast die ganze zurückgebliebene jüdische Bevölkerung von Kiew: 33.000 Männer, Frauen und Kinder. (Mehr dazu lesen sie hier und hier).

Aufmerksam wurden die Ermittler auf den Mann durch ein Schreiben des Simon-Wiesenthal-Centers in Jerusalem. Darin war laut Staatsanwaltschaft gegen den Nordhessen der Vorwurf erhoben worden, er sei Angehöriger der Einsatzgruppen gewesen, die unter anderem für das Massaker verantwortlich seien.

Daraufhin hatte die Zentrale Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen sogenannte Vorermittlungen aufgenommen. Die Staatsanwaltschaft in Kassel prüft nun, ob der Beschuldigte tatsächlich Angehöriger des SS-Bataillons war und ob sowie in welcher Funktion er an Erschießungen beteiligt war.

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