21.08.2018 augsburger-allgemeine.de
Trump hat laut Weißem Haus die Abschiebung des früheren KZ-Aufsehers Jakiw Palij nach Deutschland veranlasst. Nazi-Jäger Efraim Zuroff lobt die Abschiebung.

Die USA haben den früheren SS-Mann Jakiw Palij, der als Aufseher im Konzentrationslager Trawniki im besetzten Polen tätig war, nach Deutschland abgeschoben. "Um das Freiheitsversprechen zu wahren, das Holocaust-Opfern und ihren Familien gegeben wurde", habe Präsident Trump die Abschiebung des heute 95-Jährigen zur Priorität gemacht, teilte das Weiße Haus am Dienstag mit.

"Die Vereinigten Staaten werden niemanden tolerieren, der NS-Verbrechen und andere Menschenrechtsverstöße unterstützt hat, und diese Personen werden auf amerikanischem Boden keine Zuflucht finden", hieß es. 

Die Abschiebung des KZ-Aufsehers wurde wohl 2004 angeordnet

Palij, der auf dem Gebiet der heutigen Ukraine geboren wurde, sei 1949 in die USA ausgewandert und habe 1957 die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen. Er habe den USA damals seine Nazi-Vergangenheit verheimlicht und angegeben, auf einem Bauernhof und in einer Fabrik gearbeitet zu haben. Ein US-Gericht hatte dem früheren SS-Mann bereits 2003 die Staatsbürgerschaft entzogen. 2004 sei seine Abschiebung erstmals angeordnet worden, bis jetzt aber ohne Erfolg geblieben, so die Mitteilung. 

Der Abschiebung seien "umfangreiche Verhandlungen" vorausgegangen, hieß es darin weiter. Der Vorgang fördere "die Zusammenarbeit mit einem zentralen europäischen Bündnispartner der Vereinigten Staaten."

Nazi-Jäger Efraim Zuroff lobt Abschiebung von SS-Mann aus den USA

Der israelische Nazi-Jäger Efraim Zuroff hat die Abschiebung des früheren SS-Mannes Jakiw Palij aus den USA nach Deutschland gelobt. "Die US-Behörden verdienen viel Anerkennung für die Ausdauer und die Entschlossenheit, mit der sie 14 Jahre lang versucht haben, ihn aus den Vereinigten Staaten zu bekommen", sagte Zuroff, Leiter des Simon-Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem, am Dienstag. "Endlich wird Jakiw Palij das Privileg verwehrt, in den USA zu leben." Der heute 95-Jährige war nach Angaben der Ermittler als Aufseher im Zwangsarbeitslager Trawniki im besetzten Polen tätig.

"Ich würde mir wünschen, dass sie einen Weg finden könnten, ihn vor Gericht zu bringen", sagte Zuroff. Er verwies auf die Entwicklung der vergangenen Jahre, wonach die deutsche Justiz auch gegen NS-Verbrecher vorgegangen sei, die nicht nur in reinen Todeslagern tätig gewesen waren.

2011 verhängte das Landgericht München gegen den Sobibor-Wachmann John Demjanjuk wegen Mordbeihilfe an 28 000 Juden eine fünfjährige Haftstrafe. Das Urteil gegen Demjanjuk sei von grundlegender Bedeutung, weil erstmals in Deutschland ein NS-Täter verurteilt worden sei, ohne dass es einen individuellen Schuldnachweis gegeben habe, sagte Zuroff später.

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