Einem Prozess gegen John Demjanjuk steht aus medizinischer
Sicht nichts mehr im Wege, Der 89-Jährige, der der Beihilfe
zum Mord in 29.000 Fällen beschuldigt wird, ist laut einem
ärztlichen Gutachten zumindest eingeschränkt verhandlungsfähig,
wie die Staatsanwaltschaft München I mitteilte. Wann Demjanjuk
vor Gericht gestellt wird, ist aber offen.
Demjanjuk kann dem Gutachten zufolge pro Tag bis zu drei Stunden der Prozess
gemacht werden. Die Verhandlungsdauer sollte dabei auf zweimal
90 Minuten aufgeteilt werden. Bereits kurz nach seiner Überstellung
aus den USA Anfang Mai hatten Ärzte festgestellt, dass Demjanjuk
haftfähig ist. Er sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Für
die Frage der Verhandlungsfähigkeit mussten aber umfassendere
Untersuchungen angestellt werden.
Nachdem diese letzte Hürde nun aus dem Weg geräumt ist, will
die Staatsanwaltschaft noch im Juli Anklage gegen den gebürtigen
Ukrainer erheben. Wie eine Sprecherin des für den Demjanjuk-Prozess
zuständigen Oberlandesgerichts München sagte, steht der Termin
für einen Prozessbeginn aber weiter in den Sternen. So müsse
die Anklage erst noch vom Gericht zugelassen werden. Außerdem
könnten Demjanjuks Verteidiger dazu noch Einwände formulieren,
die zunächst geklärt werden müssten.
Um Demjanjuks Überstellung aus den USA nach Deutschland hatte es ein monatelanges
juristisches Tauziehen gegeben. Demjanjuk soll 1943 für ein
halbes Jahr KZ-Wächter im NS-Vernichtungslager Sobibor gewesen
sein. Er soll dafür wegen Beihilfe zum Mord in 29.000 Fällen
angeklagt werden.
Der Leiter des Büros des Simon-Wiesenthal-Zentrums
in Jerusalem, Efraim Zuroff, forderte nun einen raschen Prozessbeginn
gegen Demjanjuk. Er sei sehr zufrieden zu wissen, dass es
nun zum Prozess kommen könne, sagte Zuroff der Nachrichtenagentur
AFP. Nun hoffe er aber auch, dass Demjanjuk so schnell wie
möglich vor Gericht gestellt werde. Er sei davon überzeugt,
dass Demjanjuk an der "Endlösung" - also der Ermordung von sechs Millionen Juden durch die Nazis - beteiligt gewesen
sei.
rheinpfalz.de
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