Nach
dem Tod des NS-Kriegsverbrechers Erich Priebke gibt es
Forderungen, ihn in Deutschland zu bestatten. Der Präsident
des Simon-Wiesenthal-Zentrums, Efraim Zuroff, sprach
sich in der italienischen Zeitung "La Stampa" dafür aus, die Leiche des in Italien gestorbenen ehemaligen SS-Offiziers in
Deutschland einzuäschern. Priebkes Geburtsort Hennigsdorf
in Brandenburg lehnte ein Begräbnis auf einem der dortigen
Friedhöfe indes ab.
"Wir würden eine Bestattung von Priebke ablehnen", sagte eine Stadtsprecherin auf Anfrage. Sie begründete dies mit dem geltenden
Ortsrecht, das in der Friedhofssatzung verankert sei.
Danach dürften auf den beiden Friedhöfen in der Regel
nur Menschen begraben werden, die bei ihrem Tod in Hennigsdorf
lebten oder hier verstorben seien.
Bislang gebe es auch noch "keine
offiziellen Anträge" für eine Beerdigung Priebkes in seiner nordwestlich von Berlin gelegenen Geburtsstadt. "Unabhängig davon haben wir kein Interesse, einen Kriegsverbrecher hier zu begraben", sagte die Stadtsprecherin weiter. Erst im Juli vergangenen Jahres waren mehr
als 50 Neonazis zum 99. Geburtstag Priebkes mit Fackeln
durch Hennigsdorf marschiert.
Nach Angaben des Auswärtigen
Amts kann ein deutscher Staatsangehöriger grundsätzlich
in Deutschland bestattet werden. Es gebe bislang aber "keinerlei offizielle Anfrage von Seiten der italienischen Behörden an die Bundesregierung
in der Frage des Umgangs mit den sterblichen Überresten
von Erich Priebke", sagte ein Sprecher in Berlin. Die Entscheidung darüber liege zudem ausschließlich
in den Händen der Angehörigen.
Zu seinem Vorstoß, Priebkes
Leiche nach Deutschland zu bringen, sagte Efraim Zuroff,
die deutschen Gesetze seien am besten geeignet zu verhindern, "dass die Trauerfeier und die Beisetzung zu einer Show für Neonazis werden". Eine Einäscherung würde laut Zuroff dafür sorgen, dass "keine Spur von einem Nazi-Verbrecher wie Priebke zurückbleibt".
Die Diskussion um die Beerdigung
Priebkes weckt Erinnerungen an den 1987 gestorbenen Hitler-Stellvertreter
Rudolf Heß. Das bayerische Wunsiedel, wo Heß beerdigt
worden war, war jahrelang eine Pilgerstätte für Neonazis.
Erst 2011 wurde das Grab eingeebnet.
Priebke war am Freitag im
Alter von 100 Jahren in der italienischen Hauptstadt
gestorben. Er lebte dort nach seiner Verurteilung wegen
des Massakers in den Ardeatinischen Höhlen bei Rom 1944
im Hausarrest. Priebke wollte nach Angaben seines Anwalts
in Argentinien neben seiner Ehefrau beigesetzt werden.
Das südamerikanische Land, wo Priebke bis 1994 unbescholten
unter seinem echten Namen gelebt hatte, lehnte dies aber
ab.
Für Dienstag hatte Priebkes
Anwalt Paolo Giachini eine Trauerfeier in einer nicht
näher benannten Kirche in Rom angekündigt. Ein Sprecher
des Bistums Rom, an dessen Spitze Papst Franziskus steht,
schloss dies jedoch aus. Auch Vatikan-Sprecher Federico
Lombardi erklärte, es dürfe keine öffentliche Zeremonie
in einer römischen Kirche geben.
welt.de
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