Nach
wie vor ist unklar, wer den vergangene Woche verstorbenen
SS-Kriegsverbrecher Erich Priebke bestatten wird. Eine
Beisetzung in Rom, wo Priebke seine lebenslange Haftstrafe
unter Hausarrest verbrachte, hat das dortige Polizeipräsidium
untersagt. Auch das Vikariat in Rom lehnte ein kirchliches
Begräbnis ab. Mehrere Staaten, darunter Argentinien,
wohin der Kriegsverbrecher nach Kriegsende geflohen war,
verweigern ebenfalls eine Bestattung, wie auch sein brandenburgischer
Geburtsort Hennigsdorf. Die italienische Zeitung La Repubblica
zitierte den Direktor des Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem,
Efraim Zuroff, der forderte, die Asche Priebkes im Mittelmeer
zu verstreuen. Der Leiter der jüdischen Gemeinde in Rom,
Fabio Perugio, erklärte, auch im Namen der Verwandten
der Opfer, in »Italien, das so schwer unter dem Nazismus
und Faschismus gelitten habe« dürfe »keine Spur Priebkes
übrigbleiben«. Antifaschisten wollen eine neue Wallfahrtstätte
für den deutschen Kriegsverbrecher verhindern, wie sie
schon für Mussolini in dessen Geburtsort Predapio existiert, wo jährlich Zehntausende Faschisten
die Verbrechen des »Duce« verherrlichen.
Am Dienstag mußte die klerikalfaschistische Piusbruderschaft eine Messe für Priebke
in der Kapelle ihres Sitzes in Albano Laziale bei Rom
abbrechen. Mit Transparenten und Sprechchören wie »Henker«
und »Mörder« protestierte eine unübersehbare Menschenmenge
gegen die Trauerfeier. Zu den Protesten hatten Antifaschisten,
darunter der Partisanenverband ANPI, Kommunisten und
Mitglieder der regierenden Demokratischen Partei (PD)
aufgerufen. Die Polizei schritt ein, als die Demonstranten
den von sechs Polizeifahrzeugen eskortierten Leichenwagen
am Weiterfahren hinderten. Bürgermeister Nicola Marini
(PD) hatte die Trauerfeier untersagt, sie war jedoch
vom Präfekten von Rom genehmigt worden. Marini verwies
auf die Tradition des antifaschistischen Widerstandes
der Stadt und sagte, die Einwohner seien »fassungslos,
daß eine solche Provokation gestattet« wurde. Priebke
war an der Ermordung von 335 Geiseln im März 1944 in
den Ardeatinischen Höhlen bei Rom und an der Deportation
Tausender Juden in die Konzentrationslager vor 70 Jahren beteiligt gewesen. Das Massaker leitete der SS-Polizeichef von Rom,
Herbert Kappler, der, wie Priebke zu lebenslanger Haft
verurteilt, 1977 mit Hilfe westdeutscher Neonazis und
Geheimdienste in die Bundesrepublik fliehen konnte.
An der Trauerfeier nahmen
zahlreiche Faschisten teil, die den SS-Sturmbannführer
als »Helden« feierten. Maurizio Boccaccio, Organisator
des Verbandes »Skinheads Italiens«, verkündete, »gegen
Kommunisten, Ausländer, Schwule und Juden« zu kämpfen.
Pius-Priester Floriano Abrahamowicz feierte den »Henker
von Rom«, wie Radio Vatikan berichtete, als »treuen Soldaten«
und »Freund«. Eine private Trauerfeier wurde nach den
Tumulten abgesagt.
Die von Bischof Marcel Lefebrve
1970 gegründete klerikalfaschistische Bruderschaft bildet
mit ihrem Haß auf Juden, Muslime, Homosexuelle und ihrer
Leugnung des Holocaust eine Hochburg des rechtsextremen
Katholizismus. Sie zählt weltweit etwa 500000 Anhänger,
unterhält sechs internationale Priesterseminare, 159
Priorate, 725 Messezentren sowie 90 Schulen und Universitäten
und hat in 30 Ländern feste Niederlassungen. Schon in
der Vergangenheit demonstrierten die Piusbrüder ihre
Verbundenheit mit Faschisten weltweit, hielten etwa Gottesdienste
für die Neonazis der Front National in Frankreich und
andere frühere faschistische Exponenten ab, wie etwa
den Generalkommissar der französischen Petain-Regierung
Robert Brasillach, der 1945 zum Tode verurteilt und hingerichtet
wurde. Mit Erwartung wird deshalb in Rom verfolgt, ob
und wenn ja wie Papst Franziskus sich zum üblen Erbe,
das ihm sein deutscher Vorgänger Benedikt XVI. hinterlassen
hat, äußern wird. Der für seine Faschistenfreundlichkeit
bekannte deutsche Papst hatte exkommunizierte Bischöfe der Bruderschaft 2009 rehabilitiert.
Der Aufenthaltsort von Priebkes
Leichnam ist derzeit unklar. Spiegel Online meldete am
Donnerstag, daß laut dem Anwalt der Familienangehörigen
Sarg und Leiche seit Dienstag verschwunden seien. Die
italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete dagegen,
die sterblichen Überreste Priebkes hätten sich auch Donnerstag
morgen noch auf einem Militärflughafen bei Rom befunden,
anderen italienischen Medien zufolge wurden sie Mittwoch
abend abgeholt jungewelt.de
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