02.07.2010, 12:06 focus.de
Mutmaßlicher NS-Kriegsverbrecher wird nicht ausgeliefert

In Australien hat ein mutmaßlicher NS-Kriegsverbrecher den gerichtlichen Kampf gegen seine Auslieferung nach Ungarn gewonnen. Charles Zentai soll im Jahr 1944 den 18-jährigen Juden Peter Balazs in Budapest getötet haben.

Ein mutmaßlicher NS-Kriegsverbrecher in Australien hat einen fünfjährigen gerichtlichen Kampf gegen seine Auslieferung nach Ungarn gewonnen. Ein Bundesgericht in Perth entschied am Freitag, dass der 88-jährige Charles Zentai nicht ausgeliefert werden dürfe. Damit hob es eine Anordnung des Innenministeriums vom November auf, das die Auslieferung gebilligt hatte. Ob die Regierung Einspruch gegen den Richterspruch einlegt, war zunächst nicht bekannt.

Richter Neil McKerracher erklärte, Innenminister Brendan O´Connor habe seinerzeit die Alternativen zu einer Auslieferung Zentais nicht ausreichend geprüft. So gebe es die Möglichkeit, den mutmaßlichen Kriegsverbrecher in Australien anzuklagen.

Die ungarische Regierung hatte bereits im März 2005 ein Auslieferungsgesuch gestellt. Nach Informationen des Simon-Wiesenthal-Zentrums tötete Zentai als Mitglied der mit Hitler verbündeten ungarischen Armee 1944 den 18-jährigen Juden Peter Balazs in Budapest. Zentai weist die Vorwürfe zurück und beteuert, zum Zeitpunkt des Mordes nicht einmal in Ungarn gewesen zu sein. 1950 war er nach Australien ausgewandert.

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