05.01.2011 - 07:55
rp-online.de
Australien kämpft um Auslieferung

Sydney (RPO). Einem mutmaßlichen NS-Kriegsverbrecher in Australien droht womöglich doch die Auslieferung nach Ungarn. Die Familie des heute 89-jährigen Charles Zentai zeigte sich am Mittwoch von der Entscheidung der australischen Regierung enttäuscht, die einen neuen Prozess um dessen Auslieferung anstrebt.

Ein australisches Gericht hatte im Sommer ein fünf Jahre langes juristisches Tauziehen beendet und eine Überstellung von Zentai abgelehnt. Gegen diese Entscheidung geht die Regierung nun in Berufung.

"Wir hatten gehofft, dass diese Angelegenheit erledigt ist und deshalb ist es eine große Enttäuschung", sagte Zentais Sohn Ernie Steiner dem Rundfunksender ABC. Sein Vater habe immer seine Unschuld beteuert, er sei aber bereit ungarischen Beamten in Australien Fragen zu beantworten, sagte Steiner. Zentai lebt seit sechs Jahrzehnten in Australien und hat die australische Staatsbürgerschaft.

Dem 89-Jährigen wird vorgeworfen, als Mitglied der mit Hitler verbündeten ungarischen Armee 1944 einen 18-jährigen Juden gefoltert und getötet zu haben, weil dieser keinen David-Stern trug.

Das Simon-Wiesenthal-Zentrum begrüßte die Entscheidung der australischen Regierung und erklärte, dass ein ungarisches Gericht schnellstmöglich über das Schicksal Zentais entscheiden müsse. Wann in Australien der Berufungsprozess um die Auslieferung beginnt, steht noch nicht fest.

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